Anna Karenina: neu, russisch und bei Kerzenlicht

Eine neue Verfilmung von Tolstois Meisterwerk kommt am 21. Dezember in die Kinos.

Leo Tolstois grandioser Roman um Anna Karenina und deren schleichenden Ausschluss aus der vermeintlich noblen Gesellschaft wurde schon oft verfilmt, aber wir bekamen in der Regel die westlichen Versionen zu sehen. Jetzt bietet sich die Gelegenheit, Tolstois Figuren für einmal in Russisch reden zu hören. Darüber hinaus hat der Filmemacher den Blickwinkel von Annas Liebhaber Wronski gewählt, der mitten im russisch-japanischen Krieg 1904 Annas erwachsenem Sohn von seiner unsterblichen Liebe erzählt.

Mehr als 60 Mal wurde Tolstois 1878 veröffentlichtes Buch über Ehe und Moral bereits verfilmt. Russlands Altmeister Karen Schachnasarow wählte denn auch einen speziellen Blickwinkel für seine Erzählung. Er setzt dreissig Jahre nach dem Tod von Anna an und lässt ihren Liebhaber Wronski mitten in den Kriegswirren von 1904 auf den erwachsenen Sohn Sergei treffen. Der war damals ein Kind und hat die Spannungen zwischen Vater und Mutter nur schwerlich verstehen können.
Während die Haupthandlung Tolstois Meisterwerk folgt, stützt sich Schachnasarow in der Rahmenhandlung auf die Aufzeichnungen des Schriftstellers und Arztes Wikenti Weressajew und dessen persönlichen Erfahrungsbericht aus der Kriegszeit. Sergei behandelt als Arzt im Lazarett in der Mandschurai den verletzten Wronski und taucht im Gespräch mit ihm in die Erinnerungen ein: Anna Karenina lebt das eheliche Leben mit ihrem Mann und hat mit ihm einen Sohn, Serjoscha (Sergei). Doch sie ist unglücklich und verliebt sich hoffnungslos in den attraktiven Offizier Wronski. Als der Ehemann die Situation begreift, verweigert er seiner Frau die Scheidung, um den Schein zu wahren. Daraufhin wird Anna ausgestossen, geächtet von der sogenannt guten Gesellschaft. Annas Verzweiflung endet im Bahnhof unter dem Zug.

Was der Regisseur Karen Schachnasarow über seinen Film sagt:

Niemand hat je besser über das Verhältnis zwischen Mann und Frau geschrieben, als Leo Tolstoi, und niemand wird je besser darüber schreiben.

«Ich wollte schon sehr lange einen Film über die Liebe drehen, und was könnte da interessanter sein, als Anna Karenina zu verfilmen? Niemand hat je besser über das Verhältnis zwischen Mann und Frau geschrieben, als Leo Tolstoi, und niemand wird je besser darüber schreiben. Deshalb war ich sehr bedacht darauf, dem Originaltext treu zu bleiben in jenen Teilen des Films, die von der Beziehung zwischen Anna, Wronski und Karenin handeln. Sowohl der Plot wie auch die Dialoge sind unverändert.
Unser Fokus liegt deshalb auf der Beziehung zwischen Alexei Wronski und Anna Karenina. Für mich persönlich war das der interessanteste Aspekt dieses Romans. Es war mir auch wichtig, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler in etwa dasselbe Alter hatten wie die Figuren.

Die Innenaufnahmen wurden ohne elektrisches Licht gedreht.

In Bezug auf die Belichtung entschieden wir uns, bei den Innenszenen vollständig auf elektrisches Licht zu verzichten. Kerzenlicht erzeugt eine völlig andere Welt: eine andere Wahrnehmung vom Raum, andere Gerüche, andere Farben. Das gelbe, flackernde Licht verändert selbst Gesichtsausdrücke.»

Anna Karenina startet am 21. Dezember in Aarau (Ideal), Baden (Orient), Basel (kult.kino atelier), Bern (CineCamera), Biel (Beluga), Brugg (Odeon), Chur (Kinocenter), Frauenfeld (Luna), Lenk, Luzern (Bourbaki), Meiringen, Olten (Lichtspiele), Pontresina, Schaan (Takino), St. Gallen (Kinok), Uster (Qtopia), Winterthur (Loge) und Zürich (Kosmos). Danach in Visp, Heerbrugg, Sissach, Romanshorn, Thun und an weiteren Orten.

Anna Karenina - Vronsky's Story
Regisseur: Karen Schachnasarow
Land: Russland
Länge: 138 Minuten
Sprache: Russisch/d/f
Mit: Jelisaweta Bojarskaja, Maxim Matwejew, Witali Kischtschenko
Verleih: trigon-film
Trailer: https://vimeo.com/238753307

 

20. Dezember 2017
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