Der Weg des wahren Mannes

Er ist bekannt für Tabubrüche und unbequeme Wahrheiten: David Deida schlachtet heilige Kühe und räumt auf mit Geschlechterklischees. Sein spiritueller Wegweiser für Männer ist auch für Frauen lesenswert.

Junger Mann in hellblauem Pullover steht auf einem Felsen und blickt zu den Bergen in der Ferne
Der heutige Mann soll es nicht seiner Frau recht machen, sondern Neues entdecken. (Bild: Tim Bogdanov on Unsplash)

Was ist die wahre Bestimmung im Leben eines Mannes? Was wollen Frauen wirklich? Was macht einen guten Liebhaber aus? «Der Weg des wahren Mannes» liefert Männern einen praktischen Wegweiser für ein Leben in Integrität, Echtheit und Freiheit. Und ja: Frauen sollten ihn auch lesen. Unbedingt.

Der Autor David Deida erforscht seit vielen Jahren die sexuellen und spirituellen Beziehungen zwischen Männern und Frauen und leitet Workshops über spirituelles Wachstum und Intimität. Das Buch ist «als Anleitung für eine bestimmte Art von Mann gedacht, die sich derzeit entwickelt. Dieser Mann ist auf unverfrorene Weise maskulin - zielstrebig, selbstsicher und unverfälscht - und lebt das Leben, das er gewählt hat, mit tiefer Integrität und Humor», schreibt David Deida in der Einleitung.

«Ändert der Mann seine Meinung, um es der Frau recht zu machen, vermittelt er ihr damit, dass er seiner eigenen Weisheit nicht vertraut.» David Deida

Er plädiert dafür, dass Männer ein höchstes Ziel, eine tiefste Sehnsucht haben sollten, nach der sie ihr Leben ausrichten. «Wie ein Schiff, das den gewaltigen Ozean überquert, entscheidet sich das Maskuline für einen bestimmten Kurs und hält die Richtung ein», so der Autor. Dieses Ziel müsse dem Mann wichtiger sein als alles andere - wichtiger auch als die Beziehung zu seiner Frau. Diese nämlich will sich darauf verlassen können, dass ihr Mann weiss, was er will. Ändert der Mann seine Meinung, um es der Frau recht zu machen, vermittelt er ihr damit, dass er seiner eigenen Weisheit nicht vertraut. Damit hat dann die Frau ein Problem, denn sie kann sich nur hingeben und fallenlassen, wenn sie sicher ist, dass er sie hält. Auf einen wankelmütigen und unentschlossenen Mann kann sie sich nicht verlassen.

Zahlreiche Missverständnisse zwischen Frauen und Männern rühren daher, dass sie unterschiedliche Prioritäten haben. Das Männliche will aus dem Zwang ausbrechen und in die Freiheit kommen. Die höchste Priorität des Weiblichen ist der Fluss der Liebe in Beziehungen. Die männliche Energie ist zielgerichtet; die weibliche ist richtungslos und  ständig im Wandel. Das führt zwangsläufig zu Kommunikationsproblemen und Unverständnis. Man zieht dann oft nicht am gleichen Strick, will aber, dass der andere einlenkt. Dabei ist es gerade diese Polarität des Femininen und des Maskulinen, die das Leben - und die Beziehung - prickelnd macht. Gleichen sich Mann und Frau zu sehr an, droht Ungemach: «Die falsche Neutralisierung oder Entpolarisierung ist einer der Hauptgründe, warum Paare sich trennen», ist David Deida überzeugt.

«Die Bankkonten sind gedeckt und die Leidenschaft verpufft.» David Deida

Nachdem die Rollen von Männern und Frauen lange Zeit klar getrennt waren, versuchen die Geschlechter derzeit, ihre inneren maskulinen und femininen Energien fifty-fifty auszupendeln und sich mehr aneinander anzugleichen. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Männer Windeln und Frauen Reifen wechseln; wenn Männer sich um die Kinder und Frauen sich um die Karriere kümmern. Allerdings sieht David Deida darin nur eine Übergangsphase, denn: «Die Nebenwirkungen dieser Tendenz zur sexuellen Gleichheit tragen massiv zu der heutigen Unzufriedenheit in intimen Beziehungen bei. Der Trend zum Fifty-Fifty führt zwar zu finanzieller und gesellschaftlicher Gleichheit, gleichzeitig aber auch zu sexueller Neutralität. Die Bankkonten sind gedeckt und die Leidenschaft verpufft.»

Der Mann, der mit seiner Frau ständig über Geldangelegenheiten, Arbeit, Haushalt und Kinder spricht, macht sie zu einer neutralen Gefährtin. Das Mysterium wird durch Häuslichkeit und das leidenschaftliche Spielen durch Gespräche ersetzt. Dabei bleibt die Leidenschaft auf der Strecke, denn sexuelle Anziehungskraft basiert auf der Polarität der Geschlechter. Sie spannt einen Bogen zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht. Die dazwischen strömende Kraft geht in modernen Beziehungen oft verloren. «In dem gut gemeinten Versuch, Männern und Frauen gleiche Chancen und Rechte zu verschaffen, unterdrücken viele Menschen unabsichtlich ihre wahre sexuelle Essenz. Das muss nicht so sein. Es ist durchaus möglich, Gleichberechtigung anzustreben und gleichzeitig seinen femininen oder maskulinen Kern auszuleben», schreibt David Deida.

«Die Frau wünscht sich einen Mann, der sie liebt und mit seiner Liebe begleitet, ohne ständig nachzufragen, was sie braucht.» David Deida

Und was will nun die Frau? Die Frau wünscht sich einen Mann, der sie liebt und mit seiner Liebe begleitet, ohne ständig nachzufragen, was sie braucht. Einen, der fähig ist, ihr das Herz zu öffnen, wenn sie verschlossen ist. Viele Männer neigen allerdings dazu, ihre Partnerin wieder «in Ordnung» bringen zu wollen. Und genau das will die Frau nicht. Und sie will auch keinen Mann, der sie fragt, wie sie die Wäsche aufgehängt haben und ob sie das Gemüse längs oder quer geschnitten haben will. Sie will einen Mann, der sich selbst vertraut, der meint, was er sagt, und der hält, was er verspricht.

David Deidas Rat an die Männer: «Betrachten Sie die Frau als eine Blume, die Wasser braucht, und nicht als einen Motor, dessen Vergaser neu eingestellt werden muss.»

Mehr dazu

- Der Weg des wahren Mannes, von David Deida
- David Deida on the Dance of Masculine and Feminine, Video (8.57 min.)
- Artikel über David Deida im Kamphausen Magazin

25. Juli 2019
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