Die Ungleichheit hat schon wieder zugenommen

82 Prozent der Vermögensbildung des vergangenen Jahres kamen dem reichsten einen Prozent zugute. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung mit 3,7 Milliarden Menschen erreichte dagegen keinen Zuwachs ihres Vermögens, trotz harter Arbeit.

Ho Chi Min-City: Im Vordergrund wird gearbeitet, im Hintergrund angehäuft. (Bild: Sam Tarling, Oxfam)

Der gestern veröffentliche Bericht «Reward Work, Not Wealth» des britischen Hilfswerks Oxfam zeigt, wie die globalisierte Wirtschaft es der reichen Elite ermöglicht, riesige Vermögen anzuhäufen, während hunderte Millionen Menschen mit einem Armutslohn ums Überleben kämpfen. (Zusammenfassung in englisch hier)

• Das Vermögen der Milliardäre stieg seit 2010 um durchschnittlich 13 Prozent pro Jahr, während die Löhne der Arbeiterschaft um bloss zwei Prozent stieg – wenn sie denn in regulären Arbeitsverhältnissen beschäftigt war.
• In nur vier Tagen verdient ein CEO von einem der fünf grossen Modemarken so viel, wie eine Textilarbeiterin in Bangladesh in einem ganzen Leben verdient.

Der Bericht von Oxfam bezeichnet verschiedene Schlüsselfaktoren für die wachsende Kluft zwischen Reich und Arm: die Erosion des Arbeitsrechts, ein exzessiver Einfluss grosser Konzerne auf die Gesetzgebung und der erbarmungslose Druck der Unternehmen, die Kosten zu reduzieren, um den Ertrag zugunsten der Aktionäre zu erhöhen. Das weitgehend privatisierte Geldsystem mit dem Zins als Geburtsfehler der Schuldgeldschöpfung nennt Oxfam allerdings nicht.

Zwei Drittel von 70’000 Befragten aus zehn Ländern sind nach den Ergebnissen einer weltweiten Umfrage im Auftrag von Oxfam der Ansicht, die wachsende Schere zwischen Arm und Reich müsse dringend angegangen werden. «Es ist schwer, einen politischen oder wirtschaftlichen Führer zu finden, der sich nicht um die wachsenden Vermögensunterschiede sorgt», sagt Winnie Byanyima, CEO von Oxfam International. «Aber es ist viel schwieriger, jemanden zu finden, der tatsächlich etwas dagegen tut. Viele sind sogar aktiv damit beschäftigt, die Dinge mit Steuerflucht und Beschneidung von Arbeitsrechten noch schlimmer zu machen.»
Byanyima weiter: «Die Menschen sind bereit für den Wandel. Sie möchten, dass die Arbeiter Löhne erhalten, die die Lebenshaltungskosten decken; sie wollen, dass Konzerne und Superreiche mehr Steuern bezahlen; sie wollen gleiche Rechte für weibliche und männliche Arbeitnehmer; sie wollen Grenzen für die Macht und den Reichtum in den Händen der Wenigen. Sie wollen Action!»
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Hier finden Sie eine kurze Darstellung, wie die Umverteilung über das Geldsystem funktioniert: www.geld-verstehen.ch

 

Wenn Sie die Sache im Detail verstehen wollen: http://edition.zeitpunkt.ch/buch/das-naechste-geld/
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