Jetzt ist es bewiesen: AKWs schädigen auch im Normalbetrieb

Im Umkreis von Atomkraftwerken, die den Sicherheitsbestimmungen genügen, gibt es doppelt so viele verstümmelte Wanzen wie in einem unbelasteten Biotop.

Zykade mit DNA-Schaden aus der Umgebung des Paul Scherrer-Institus in Würenlingen.. (lllustration: Cornelia Hesse)

Mit Illustrationen von verstümmelten Wanzen aus der Umgebung von Atomkraftwerken erregte die Zürcher Künstlerin Cornelia Hesse 1989 grosses Aufsehen. Doch die Wissenschaft klassierte die Funde als zufällig und sprach ihnen jede Aussagekraft ab. Cornelia Hesse systematisierte ihre Suche und sammelte weiter. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Physiker Alfred Körblein, der für das Studiendesign und die Auswertung der Daten verantwortlich zeichnet, konnte sie nun in der Fachzeitschrift «Chemistry & Biodiversity» die Arbeit «Morphological Abnormalities in True Bugs (Heteroptera) near Swiss Nuclear Power Stations» publizieren. Sie zeigt, dass auch in der Umgebung von Atomanlagen, die den geltenden Sicherheitsbestimmungen entsprechen, die Zahl verstümmelter Wanzen signifikant höher liegt. Im Umkreis von 5 km von «normal» funktionierenden Atomkraftwerken gibt es doppelt so viele verstümmelte Wanzen wie in einem Biotop ohne Einwirkung von AKWs. Entsprechende Nachweise gab es bis jetzt nur für Standorte mit Nuklearunfällen.

Cornelia Hesse hat einen substanziellen Teil ihres Lebens der Aufklärung der geheimen Risiken von Atomkraftwerken geopfert und dafür 2015 den Nuclear Free Future Award erhalten. Es ist zu hoffen, dass ihre Arbeit durch die Publikation endlich auch wissenschaftliche Anerkennung erfährt und dass die AKWs sofort sicherer gemacht und schneller abgeschaltet werden.

 

Mehr über die spannende Arbeit von Cornelia Hesse in ihrem Buch:
Die Macht der schwachen Strahlung – was uns die Atomindustrie verschweigt. edition Zeitpunkt, 2016. 232 S., geb. CHF 29.–/EUR 26.–