Kluge Landwirtschaft: Portugal trotzt der Wüste

Im heissen Sommer wird selbst hierzulande das Wasser knapp. Wie Böden auch ohne aufwändige künstliche Bewässerung fruchtbar bleiben, zeigen zwei Beispiele in Portugal.

Küstenlandschaft in Portugal aus der Vogelschau, Meer mit Brandung und mehrere kleine Häuser mit roten Dächern auf dem Land
Sonnenstube Portugal: Hitze und Trockenheit sind die Kehrseite der Medaille. (Bild: Alex Bykov on Unsplash)

Permakultur, Agro-Forstwirtschaft, syntropische Landwirtschaft: Sie alle sind Bewirtschaftungsformen, die sich an natürlichen Prozessen orientieren und dabei gute Erträge generieren. Sie werden auch erfolgreich dort angewendet, wo angeblich nichts mehr grünt und blüht - zum Beispiel im Süden Europas, wo die Gefahr der Wüstenbildung wächst.

7000 Personen leben in Mértola im Südosten Portugals. Hier wollen engagierte Menschen eine Bewirtschaftungsform entwickeln, die dem Boden und dem veränderten Klima angepasst ist. Langfristig sollen rund um Mértola 550 Hektaren Boden regeneriert werden. Das Ziel ist der Aufbau einer regionalen Versorgung mit gesunden Lebensmitteln sowie ein ökonomisches, ökologisches und soziales Netzwerk.

Eine besondere Herausforderung ist die Etablierung von Mischkulturen mit Bäumen und mehrjährigen Pflanzen ohne künstliche Wasserzufuhr. Das entscheidende Wissen dazu liefert ein Schweizer: Ernst Götsch, ehemals Agronom am Eidgenössischen Institut für Pflanzenbau in Zürich, hat ein System entwickelt, um ausgelaugte Böden in tropischen Ländern zu regenerieren. Er nennt diese Form der Agro-Forstwirtschaft «syntropischen Landwirtschaft». Die bezeichnet das Zusammenwirken der Gewächse und den Aufbau einer komplexen Ordnung, die natürlichen Prozessen entspricht und den Boden bereichert anstatt verarmen lässt.

Der Infosperber war vor Ort und berichtet in diesem Artikel ausführlich über das Projekt in Mértola.

Permakultur in Tamera

1995 gegründet, gilt die Arbeits- und Lebensgemeinschaft Tamera in Alentejo, Portugal, als Friedensforschungszentrum. Rund 170 Menschen leben dort; Gäste und Volontäre sind willkommen. Hier hat der europäische Pionier der Permakultur Sepp Holzer ein Paradies angelegt, das mitten in der Wüste liegt.

Insgesamt fallen hier jährlich gut 500 Millimeter Regen - eigentlich genügend, wenn nicht alles auf einmal käme. Wenn 100 Millimeter in wenigen Stunden fallen, braucht es extrem aufnahmefähige Böden und Rückhaltebecken für temporäre Überschüsse.

Permakultur beginnt mit dem Wassermanagement. Wasser ist das Allerwichtigste - denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Das ist aber längst nicht alles: Das Ziel der Permakultur ist die Schaffung stabiler Systeme, die sich weitestgehend selbst regulieren. In Tamera funktioniert das ausgezeichnet: Die Farm hat sich innerhalb von zehn Jahren zu einer der fruchtbarsten im Land entwickelt - trotz der südlichen Lage. 

Vermehrt heisse und trockene Sommer lassen auch Schweizer Bauern und Gärtner über Wassermanagement nachdenken. Ein Grundsatz der Permakultur lautet, dass es keine offenen und ungeschützten Flächen gibt. Es gilt: Komplette Bodenbedeckung das ganze Jahr, die so genannten Schattengare. Dadurch verlieren Böden nicht nur weniger Feuchtigkeit, sondern es wird auch weniger Humus abgetragen, beispielsweise durch Wind und Wasser. Und Humus wiederum ist ein wichtiger Speicher für CO2.

Mehr dazu

Die Wasser-Retentionslandschaft von Tamera (Video, 12.28 Min.)
Akademie für Permakulturgestaltung mit Kursen in der Schweiz
Dossier Landwirtschaft bei Infosperber

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Quellen: Infosperber, Delinat