Zu zwölft Bildungszukunft entwickeln

Bildungsprofis, die ihren Gestaltungsspielraum so richtig nutzen, selber laufend dazu- lernen wollen und mit den Lernenden in intensivem Austausch auf Augenhöhe stehen, sind oft etwas alleine. Doch wie wäre es, wenn es anders ist?

Wie wäre es, etwa einmal im Monat einen Tag Zeit zu haben, um sich mit elf anderen zu treffen, um an den eigenen Themen gemeinsam zu arbeiten? Um Einblick zu erhalten in mutige Bildungsformen auf anderen Stufen, dort mitzudenken und auch davon wieder Inspiration mit zu nehmen für die eigene Arbeit?

 

Karin Fromherz ist Künstlerin und Lehrperson sowohl für Kunstschaffende als auch für angehende Kunstlehrpersonen, u.a. an der Hochschule Luzern – Design & Kunst.
Andrea Kumpe ist Musikerin, Orgellernspezialistin und Weiterbildungsverantwortliche der Hochschule Luzern – Musik.
Sie beide und ich als Agile-Didaktik-Experimentierer-und-Denker haben uns Folgendes ausgedacht: Damit wir uns Zeit für solche gemeinsame Inspiration mit anderen Lernfachpersonen nehmen können, für ein Miteinander an der Bildungszukunft also, und um zugleich ein Gefäss für neun weitere (Flyer) zu bieten, definieren wir das als eine Weiterbildung. (Konkret als ein CAS-Weiterbildungsprogramm mit 16 ECTS.)

Wie geben wir dieser Weiterbildung nun ein kraftvolles inhaltliches Profil, eine klare Struktur und zugleich viel Raum für die Mitgestaltung der Mitwirkenden?
Das inhaltliche Profil ist zugleich der Titel: Didaktik als Kunst. Wir sind überzeugt, dass gute Bildung ähnlich zu Stande kommt wie ein künstlerisches Werk: mit viel gut eingeübter Technik (der Finger- und Fussfertigkeit im Orgelspiel entspricht die Übung im praktischen Lernen und Lehren), mit viel Wissen um die eigene Kunst (den Grundregeln des Umgangs mit Schriften in der Plakat- gestaltung entsprechen die Kenntnisse über Lernenforschung, Lernorganisation, Methoden), und, last but not least, mit einer ganz individuellen Ausrichtung, einem selbst- und weltbezogenen Engagement (in der Kunst wie in der Bildungsarbeit). Wir sind überzeugt, dass es diese drei Dinge braucht.
Nicht nur die ersten beiden, auch die dritte sind lernbar im Sinne von: können entfaltet werden. Das inhaltliche Profil unserer Weiterbildung ist also, von Künstlerinnen und Künstlern zu lernen, indem alle diese drei Elemente guter Bildung ihren Platz erhalten, speziell auch das dritte: Was ist «mein Ding» in Sachen Bildung? Meine Identität, mein spezifischer Beitrag – und wie kann ich diesem Raum geben?

Das inhaltliche Profil unserer «Weiterbildung» kann also in folgenden Satz gefasst werden: Bildung ist eher eine Kunst als eine Prozedur. Das ist ein profiliertes Programm hinsichtlich Lehr-/Lern- verständnis und schafft zugleich Raum, ja mehr noch: Inspiration und Energie für individuelle und gemeinsame Entwicklungen. So denken wir uns das.

Als klare Struktur definieren wir vier Phasen:
Orientierung und Fragen: Wo
stehe ich? Wo stehen die anderen in dieser Gruppe? Wer hat welche Vorhaben? Wer könnte mit wem wie zusammenwirken? Strukturierung der Zusammenarbeit. Rahmenbedingungen und Arten und Weisen, Rahmen zu sprengen.
Impulse und Inspiration: Wie gestalten Künstlerinnen und Künstler ihre Prozesse? Was weiss man über Kreativität und über gutes Entscheiden? Über Problemlösestrategien und Innovation? Über Gestaltung und Improvisation? Von künstlerischen Prozessen lernen.
Produktivphase und Prozess: Selber experimentieren und Theorie entwickeln, sich bewusst irritieren lassen, um neue Varianten zu entdecken. Spiel- und Handlungsräume ausloten.
Ausstellung und Bühne: Was ist bis dahin alles zusammengekommen? Was haben wir entdeckt, was gelernt? Wie können wir das anderen Interessierten zugänglich machen? Als Ausstellung? Als Film? Als ...?

Wir rechnen damit, dass diese Struktur in vier Phasen ebenso wie das inhaltliche Profil «Didaktik als Kunst» die Freiräume der Mitwirkenden eher noch vergrössert. Es entsteht ein «Werkraum» mit viel Möglichkeiten, die wir alle zwölf sonst nicht hätten.
Apropos zwölf: Es gibt ein Anmeldeprozedere, wie an Kunsthochschulen üblich, das jetzt startet. Anmeldeschluss ist der 1. Juni, los geht's am 5. und 6. Oktober. Wir freuen uns auf eine vielfältig zusammengesetzte Gruppe. Herzlich willkommen (mehr und Anmeldung unter http://www.hslu.ch/didaktik-als-kunst)!

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