Wir ziehen den Hut vor Ray McGovern, Geheimdienstveteran.

Die gute Tat spricht für sich selber – aber man muss darüber sprechen.

«Ich bin am richtigen Ort», sagte sich Ray McGovern, als er an seinem ersten Arbeitstag in der CIA-Zentrale das Zitat aus dem Johannes-Evangelium sah: «Die Wahrheit wird euch frei machen.» Damals, unter John F. Kennedy, konnte man so fühlen. McGovern stieg zu einem der Chef-Analysten  des Geheimdienstes auf. « Wir brauchten zwar Spione, die Informationen sammelen, aber Regierungen zu stürzen und Kriege zu führen, das sollte nicht Aufgabe dieses Nachrichtendienstes sein», sagt der heute 77 Jahre alte McGovern. Im Januar 2003 gründete er mit Kollegen das Komitee «Veteran Intelligence Professionals for Sanity», um gegen den Missbrauch der Nachrichtendienste zur Legitimierung von Kriegen vorzugehen, der nach dem 11. September offensichtlich geworden war. Am selben Tag, als der US-Aussenminister Colin Powell vor dem Sicherheitsrat mit bearbeiteten Fotos die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak «bewies», veröffentlichte das Komitee sein erstes Memorandum.

Zehn Jahre später verhinderten McGovern und seine Veteranen aus den 16 Geheimdiensten der USA einen westlichen Bombenkrieg gegen Syrien. Just als die UNO-Giftgasinspektoren in Syrien eintrafen, ereignete sich ein fürchterlicher Giftgasanschlag, der sofort der syrischen Regierung angelastet wurde und zur Mobilisierung amerikanischer, französischer und britischer Streitkräfte führte. Aber die Veteranen erkannten, dass den syrischen Raketen die Reichweite fehlte. Der Anschlag musste von den Aufständischen selber inszeniert worden sein. Kurze Zeit später bestätigte die chemische Analyse des Giftgases den Befund. Und die Geheimdienste weigerten sich, die «Beweise» für eine Kriegserklärung zu liefern. Vor kurzem nahm McGovern an einer Kundgebung vor dem deutschen US-Stützpunkt Ramstein teil, einer unverzichtbaren Basis für den Drohnenkrieg. «Die deutschen Politiker müssen sich bewegen, damit der Krieg nicht weitergeführt wird», sagte er. McGovern bezieht seine Kraft aus dem Glauben – er ist Mitglied der Church of the Saviour, einer ökumenischen Kirche für Menschen aller Glaubensrichtungen. Sein Vorbild ist der kürzlich verstorbene legendäre Friedensaktivist und Jesuit Daniel Berrigan, der einmal zu ihm sagte: «Anerkennung ist nicht alles. Die gute Tat spricht für sich selber.» Aber man muss über sie sprechen!Quelle: «Den Mächtigen die Wahrheit sagen» von Helmut Scheben, erschienen auf infosperber.ch
27. Oktober 2016
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