Die enthemmte Haltlosigkeit der CERNologen

Forschung mit ungewissem Ausgang

Wissenschaft hat die Aufgabe, Neues zu erforschen, um dem Fortschritt den Weg zu ebnen. Doch ist ein Fortschritt, der zur Auslöschung der Menschheit führen kann, noch als Fortschritt zu bezeichnen, oder ist es nicht eben ein Rückschritt, der bewusst in Kauf genommen wird, wenn Experimente durchgeführt werden, die möglicherweise nicht mehr angehalten werden können. Die moderne Physik stellt uns heute vor die Aufgabe zu erkennen, dass das mathematische Halteproblem bei Hochenergieexperimenten ein riesiges Gefahrenpotential manifestiert, über dessen Konsequenzen sich Wissenschaftler, die völlig enthemmt im Umgang mit unbekannten Risiken agieren, sich keinerlei Gedanken mehr zu machen scheinen. Die enthemmte Haltlosigkeit einer sich im Rausch des Forschungsdranges befindlichen Wissenschaftselite, stellt heute eines der größten Gefahrenpotentiale für die das Weiterleben der Menschheit dar. Ohne dass wir uns der eigentlichen Risiken von Hochenergieexperimenten im Formel 1 Oval der CERNologen bewusst sind, werden Experimente durchgeführt, deren Ausgang nicht nur die Physik neu schreiben, sondern dem Blauen Planeten auch eine völlig neue Dimension einhauchen können. Das Weiterleben des Blauen Planeten als schwarzes Loch ist zwar nicht das Ende der Welt, jedoch das Ende des Planeten wie wir ihn kennen. Es muss deshalb die Frage gestattet sein, warum Experimente mit ungewissem Ausgang, nicht erst dann durchgeführt werden, wenn das Abschätzen der Technologiefolgen sich auf breiteren Wissensfundamenten abstützen kann. Auch die Wahl eines sichereren Ortes wie z.B. des Mondes sollte als Option nicht verworfen werden.


Kapitulation vor der Gier nach Nobelpreisen

Der Illusionismus der heutigen CERNologen, einer Gruppe von Wissenschaftlern, denen Nobelpreise mehr bedeuten, als das Überleben des Blauen Planeten, ist eine Zeiterscheinung, die wir auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen beobachten. Der CERNologe kann als Vernichter von Vielfalt in Erscheinung treten, wenn er Phasenübergänge lostritt, die er zwar nicht beabsichtigt hat, jedoch scheinbar zufällig auslöst, wenn er seine Experimente ohne Kalkül fortsetzt. Die bedingungslose Kapitulation der Wissenschaft vor der Gier nach Nobelpreisen macht heute vor dem höchsten Gut des Menschen, dem Leben, keinen Halt mehr. Die Auslöschung des Lebens auf dem Planeten durch einen Gravitationsgau oder einen Hypertemperaturschock wird von den Ideologen des neuen Forschungsimperialismus billigend in Kauf genommen, weil das Risiko keine Anerkennung zu finden scheinbar höher ist, als kollektiv mit allen anderen Weltbürgern unterzugehen. Der CERNologe wird somit zum Wegbereiter eines neuen Reduktionismus, diesmal von Vielfalt durch Eliminierung der eigenen Existenzgrundlagen. Der berühmte Satz, dass man nicht den Ast absägen sollte auf dem man sitzt, erfährt durch die CERNologen eine neue Wirklichkeitsdimension. Geschwindigkeitsweltrekorde, die zu neuen Hitzeweltrekorden führen sind die Maßstäbe, mit denen alle anderen Maßstäbe außer Kraft gesetzt werden. Wissenschaftliche Beweisbarkeit wurde abgelöst durch die Ektase des Hochgeschwindigkeitsrausches. Speed als Opium für CERNologen, die irgendwann wie Niki Lauda festgestellt haben, dass im Kreis herum fahren langweilig ist, wenn man nicht den tödlichen Unfall riskiert.


Wissenschaftsdespotismus führt in den Untergang

Für die CERNologen scheint Besonnenheit ein antiquierter Zustand zu sein, der zudem auch noch höchst unwahrscheinlich ist. Diese Form des technologischen Pragmatismus dominiert nicht nur den Bau von Hightechprodukten, sondern hat auch in der Politik in Form des finanziellen Bailouts Einzug gehalten. Die Enthemmung im Umgang mit der Vernunft führt zu Absurditäten, die nicht nur den gesunden Menschenverstand als pathologisch erscheinen lassen, sondern vielmehr darauf abzielen, die Kritiker als Personen zu denunzieren, die besser im Irrenhaus untergebracht wären als sich in Freiheit die Anmassung der Kritik leisten sollten. Doch wenn wir eines aus Dürrenmatts Stück „Die Physiker“ gelernt haben, so dies, dass die eigentlichen Irren heute nicht unbedingt eingesperrt sein müssen, sondern möglicherweise frei in Forschungslaboratorien ihren Frankensteinschen Experimenten nachgehen, deren Ausgänge so ungewiss sind, dass man auf deren Gewissheiten nach Abschluss des Versuch- und Irrtumsprozesses getrost verzichten könnte. Der Weg der Wissenschaft kann nur derjenige der Bescheidenheit und der Demut sein. Waghalsige Forscher und Draufgänger sind in der Wissenschaft ebenso gefährlich wie Tyrannen und Despoten, die die Welt erobern wollten.  Es ist notwendig, dass wir eine zeitlang innehalten und uns Gedanken darüber machen, ob dass was wir tun, nicht zu gefährlich ist, um es fortzusetzen. Nicht mehr und nicht weniger. Man kann auch ein Optimist in Sachen Fortschritt sein, wenn man Verzicht übt, und zwar so lange bis man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Mehrheit der Menschen auf dem Blauen Planeten die Selbstmordversuche der CERNologen überleben wird.