Hermelinmotten an die Front!

Konstantin Weckers Anmerkungen zum glorreichen Afghanistan-Besuchs des deutschen Verteidigungsministers zu Guttenberg und dessen Gattin Stephanie.

Mein Lied «Gutti-Land» war anfangs nicht ganz unumstritten. Selbst nahe Freunde und politische Revoluzzer fanden, dass ich da ein bisschen weit gegangen sei. Den schönen Mann als Kriegstreiber hinzustellen ... so nicht, Herr Wecker. Spätestens nach der Promo-Tour des Barons und seiner Gattin zu den Soldaten am Hindukusch sollte klar sein, dass der liebe Gutti alles andere als harmlos ist. Denn diese glamouröse Frontreise war nichts anderes als Kriegspropaganda. Über die Rolle von diesem Johannes Baptist Kerner dabei - kein Wort. Wer sich ausgerechnet von ihm den Krieg erklären lassen will, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Und während es immerhin einige sehr kritische Meinungen zu der ganzen PR-Aktion in der Presse zu lesen gab, befleissigten sich andere des klassischen Genres der Frontberichterstattung.
Noch weiter ging Ulf Porschardt in der Welt. Er schrieb eine Fürsteneloge, die ich nur als Adoptionsanfrage Richtung Guttenberg zu deuten vermag. Über die Freifrau ergeht sich der getreue Ulf:

«Die gebürtige Münchnerin und Halbschwedin, eine geborene von Bismarck-Schönhausen, zieht sich an wie jemand, der einiges von der Welt gesehen hat. Grossstädtisch adaptiert sie die jeweils angesagten Wellenbewegungen der Mode. Da Freifrau zu Guttenberg Mode studiert hat und Textilbetriebswirtin ist, gelingt es ihr, Trends eine persönliche Note abzugewinnen.»

Es ist immerhin ein Trost, dass der Adel auf diese Schleimereien traditionell sehr undankbar reagiert, denn diese Anbiederei kennt man in diesen Kreisen seit Jahrhunderten und nennt Leute wie Poschardt verächtlich «Hermelinmotten» oder «Kronenkraxler». Weniger tröstlich ist, dass der unsinnige und massenmörderische Krieg in Afghanistan nun schon bald in sein neuntes Jahr geht und auch dank des so populären Ehepaars noch weitergehen wird.
Und es soll doch bitte keiner glauben, die Bundeswehr würde durch Guttis «Reform» zum Friedensinstrument. Im Gegenteil: wir bekommen da eine hochprofessionelle, jederzeit willfährig einsetzbare Mordmaschine! Der «Bürger in Uniform» gehört als Leitbild der Vergangenheit an. Es lebe der Kriegs-Profi. Sterben tun die anderen .

Euer Konstantin

PS: Und natürlich hat Sigmar Gabriel völlig Recht in diesem Punkt: Ein echter Soldat braucht keine Freifrau an der Front, sondern die Katzenberger wenigstens im Spind ...
21. Dezember 2010
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