1400 Jahre Gallus: Weisheit braucht nur wenig Platz

Um 600 drangen irische Mönche in die südalemannischen Lande und predigten den Christengott – nicht ohne Konflikte. Als Konsequenz zog sich Gallus um 612 ins Steinachtal zurück, das heutige St. Gallen. Daraus entstand eine kleine Eremitengemeinschaft, hundert Jahre später ein Kloster, dann eine Stadt und 1847 auch noch ein Bistum. Und jetzt wird gefeiert: 1400 Jahre Gallus. Um 612 zog sich der irische Mönch Gallus in die Wälder der Ostschweiz zurück, um sich dem Gebet und der Meditation zu widmen – und als Ratgeber für Hilfesuchende zu wirken. Aus der Siedlung der Eremitengruppe, die sich bald um ihn geschart hatte, entstand hundert Jahre später ein Kloster, dann eine Stadt und 1847 auch noch ein Bistum. Und jetzt wird gefeiert: 1400 Jahre Gallus.
Es ist das Verdienst eines kleinen Triumvirats, dass dabei auch wirklich an das ursprüngliche Wirken von Gallus angeknüpft wird. Dazu wird auf dem triumphalen barocken Klosterplatz eine Eremitage aufgebaut, in der von Mitmenschen mit Lebensweisheit aus verschiedenen Gebieten und Ebenen Rat und Trost gespendet werden soll. Der St. Galler Gräzist und Latinist Clemens Müller, Peter Müller, Historiker am Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen und Beat von Scarpatetti, langjähriger Handschriftexperte der Stiftsbibliothek und Initiant der berühmten «Waldhandschrift», entwickelten die Idee, gründeten einen Verein und sammelten Geld für das Projekt, das am 20. April eröffnet wird.

Auf dem Areal des Stiftsbezirks werden, gestützt auf die aktuellen archäologischen Erkenntnisse, zwei einfache Holzgebäude erstellt, die den ursprünglichen Bauten der Eremiten-Siedlung möglichst nahe kommen sollen. In den hölzernen Zellen, erbaut von Markus «Sumi» Sommer aus Guggisberg, einem Fachmann für prähistorisches und frühzeitliches Bauen, werden verschiedene Angebote zu finden sein. Neben dem «Rat und Trost» wird zeitweise die Waldhandschrift zugänglich sein und ein Skriptorium geführt werden. Zugleich werden in einem «informatorium», einer Ausstellung in unmittelbarer Nähe der Eremitage, die Hintergründe des Zellenbaus präsentiert. Das Programm steht noch nicht fest (und wird, sobald vorhanden, an dieser Stelle publiziert).


Weitere Informationen:
www.gallusjubilaeum.ch/hingehenanschauen/ausstellungen/eremitage/
www.kipa-apic.ch/index.php?na=0,0,0,0,d&ki=229776

 
St.Gallen im 7. Jahrhundert. Etwa so darf man sich die erste Siedlung von Eremiten im heutigen St. Gallen vorstellen. Rekonstruktionszeichnung des Ateliers «Bunter Hund», Zürich, im Auftrag des Vereins «Gallus-Eremitage 2012».
04. April 2012
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