Ewigkeitschemikalien im Trinkwasser und in Energiewende-Produkten

Bei einem Test wurden bedenkliche PFAS in Trink- und Mineralwasser nachgewiesen. Umweltschützer und Wasserwirtschaft fordern ein Komplettverbot, die EU diskutiert darüber. Allerdings stecken solche Stoffe auch in Energiewende-Produkten.
Veröffentlicht: 30. Apr 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 30. Apr 2024

Ewigkeitschemikalien werden die Verbindungen aus der PFAS-Stoffgruppe genannt. Denn einmal freigesetzt, werden sie in der Umwelt kaum abgebaut. Sie stehen im Verdacht, das menschliche Hormon- und das Immunsystem zu schädigen. 

Eine neue Untersuchung zeigt nun, dass die Ewigkeitschemikalien nun auch in Leitungswasser und Mineralwässern zu finden sind. Zwar relativ gering, aber sie addieren sich zur Aufnahme etwa über das Essen.

PFAS heisst per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Das sind mehrere tausend Chemikalien, die in vielen Produkten eingesetzt werden, um sie wasser-, schmutz- oder fettabweisend zu machen. Und die werden auch bei der Herstellung von Solaranlagen, Windrädern und Wärmepumpen genutzt.

Die Bedenken wegen der Nutzung der PFAS sind seit einigen Jahren sehr gewachsen, denn sie werden über große Distanzen transportiert und reichern sich in Gewässern und Böden an. Sie sammeln sich auch im menschlichen Körper und verbleiben viele Jahre.

Aktuell wird in der EU ein Verbot bzw. eine Beschränkung der Herstellung und des Einsatzes der PFAS-Chemikalien diskutiert. Dazu haben Umweltbehörden aus fünf Ländern bei der Europäischen Chemikalienagentur Echa in Helsinki einen Vorschlag eingereicht. Sämtliche Verbindungen dieser Stoffgruppe sollen verboten werden, mit Übergangsfristen zwischen 18 Monaten und 13,5 Jahren.

Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) übt Kritik an diesem Vorhaben. Dessen Geschäftsführer Wolfgang Weber sagte gegenüber der ARD, dass die ambitionierten Ziele der Energiewende mit einem umfassenden PFAS-Verbot „komplett verfehlt“ würden, weil Erneuerbaren-Technologien darauf angewiesen seien.

Andere sehen aber auch Chancen, die kritischen Chemikalien in der Produktion und Nutzung von Solar- und Windkraftanlagen sowie Wärmepumpen zu ersetzen.

So rät Till Requate, Professor für Innovationsökonomik an der Uni Kiel, der Industrie, sich nicht gegen das Verbot zu wehren, sondern mit Hochdruck an der Entwicklung von PFAS-Ersatzstoffen zu arbeiten. Schnelles Handeln könne Unternehmen in der EU einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, der sich auf lange Sicht bezahlt machen werde.