Singender Poet und Kapitän auf dem «Narrenschiff»

Vor mehr als dreissig Jahren ist es plötzlich still geworden um den Bündner. Seine, lyrischen aber dennoch system-kritischen Lieder waren einigen gut platzierten Strippenziehern offenbar zu viel – als Konsequenz wird Walter Lietha von den Schweizer Medien seither hartnäckig totgeschwiegen. Die Höchststrafe für einen Künstler, der sein Publikum braucht.
Lietha ist kein Protestsänger. Er singt aus dem Herzen und das berührt mehr als kämpferische Parolen gegen die herrschende Ungerechtigkeit. Man überzeuge sich selbst: Die Anthologie seines gesamten Liedgutes ist aktuell erschienen, inklusiv unveröffentlichter Lieder bis 2012. (www.narrenschiff-label.ch)

Walter Lietha ist nie ins gängige Wertesystem eingestiegen. Ein närrisch blinder Passagier sei er, abgesprungen vom absaufenden Schiff, um auf  die Insel der Seligen zu gelangen, auf die  Insel der wilden Tiere. Schmerz und Enttäuschung über menschliche Machenschaften hat er längst abgeworfen.
Seit 35  Jahren steuert der Seegängige sein eigenes «Narrenschiff»: ein  prächtiges Buch-Antiquariat inmitten der Churer Altstadt. Unzählige Bücher, Einzelstücke, seltene Bilder und Stiche  eröffnen freie Sicht aufs Weltenmeer.  
«Es kommt mir so viel entgegen», sagt er, «oft sind es Zeilen von Dichtern aus uralten Zeiten, zurück bis zu den Anfängen der Menschheit, die mich nähren im Nihilismus dieser Epoche. Was mich interessiert, ist Wahrhaftigkeit, sie ist mein Kompass durchs Leben.»
Und wenn einer, wie aktuell Linard Bardill, den 64-jährigen vom Schiff lockt, singt er gern wieder mit seiner unverkennbaren hellen Stimme: um die Dinge beim Namen zu nennen  und für die Wiederverzauberung der Welt. Eine dicke Ehrerbietung dem Bündner Poeten, dessen Stimme nicht ungehört in den Wellen verklingen möge!

www.narrenschiff.ch


22.3.2014 Doppelkonzert Walter Lietha und Linard Bardill:
Ds Läba isch a Rais dur di aigeni Seel.
20 Uhr in Theater DuoFischbach, Küssnacht am Rigi,  
Reservation: www.duofischbach.ch
01. März 2014
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