Wie angekündigt hat am 6. September ein erstes Treffen von an Neustart Schweiz Interessierter stattgefunden. Rund zwanzig Personen haben sich auf den Weg nach Schmiedrued gemacht. Nach einer Einführung von P.M.

Für Joseph Stiglitz, Träger des Wirtschaftsnobelpreises, ist das Finanzsystem trotz aller Regierungsinterventionen nicht sicherer geworden. Im Gegenteil.

«Die Hypothekenkrise war nicht etwa die Ursache, sondern sie war selbst nur eine Folge des Zinssystems» – Bernd Senf, emeritierter Volkswirtschaftsprofessor, erklärt den Zusammenhang zwischen dem Zins und der Finanzkrise. Eine Anschauung, die nur von wenigen Ökonomen zu lesen ist.

Nach der Grossen Depression hat der Ökonom Irving Fisher einen Vorschlag gemacht, der heute aktueller ist denn je: Das sogenannte 100-Prozent-Geld. Wenn die Notenbanken die volle Kontrolle über die Geldschöpfung zurückgewinnen, kann die Kreditvergabe nicht mehr ausufern.

Dass der allergrösste Teil unseres Geldes von privaten Banken als Kredit geschöpft wird, ist den meisten Menschen unbekannt. Nicht einmal Politiker wissen, dass die Zentralbanken nur einen sehr beschränkten Einfluss auf die Geldschöpfung haben – mit verhängnisvollen Konsequenzen:

In den USA wurden wegen der  Krise fast 5000 Lokomotiven stillgelegt. Dennoch: Finanzakrobaten beherrschen die Szene. Wie Lügenbarone ein krankes System gesundrechnen. Die Lügen sind mittlerweile so eklatant, dass man keiner einzigen offiziellen Zahl mehr glauben kann.

Statt der Krise wegen den Kopf in den Sand zu stecken, aktiv werden, sich  austauschen und gemeinsam nach nachhaltigen Lösungen für die Zukunft  suchen. Dies ist ein Ziel der ersten Visionstagung.

Als Eliot Spitzer, der frühere Gouverneur und Generalstaatsanwalt von New York, im März 2008 bei einem Prostituiertenkontakt ertappt wurde und zurückgetreten war, hatten an der Wall Street die Champagnerkorken geknallt.

Mitten in der Krise hat die EU das Bilanzierungsrecht geändert. Falls der Kurs der Papiere in ihren Depots steigt, dürfen sie Gewinne verbuchen. Falls er sinkt, dürfen sie sie zum alten Wert (dem sog. «fair value») in ein anderes Depot verlagern, wo sie auf bessere Zeiten warten.

Was geschieht, wenn man einen Bubble an den Finanzmärkten mit einem neuen, noch grösseren Bubble bekämpft? Antworten des Finanzspezialisten und gelegentlichen Zeitpunkt-Autors Artur P. Schmidt in einem kurzen TV-Interview:

Verschweigen, verschleiern, schönrechnen - das ist die Antwort der EU auf die Finanzkrise. EU-Staaten wollen sich bei Bankenrettung nicht mehr in die Karten schauen lassen. Neue Schuldenregeln und geheimegehaltene Statistiken sorgen für eine schöne neue Bankenwelt.

Arnold  Schwarzenegger, der Gouverneur von Kalifornien, ist  dazu übergegangen, mangels Geld eigene Schuldscheine zu drucken, mit denen unter anderem auch Angestellte bezahlt werden. Diese Schuldscheine können getauscht werden (z.B. gegen Waren, oder gegen US-Dollar).

Die Bundesregierung plant eine Zwangsabgabe auf Sparguthaben. Damit soll die neue Bad Bank finanziert werden, in der US-Kredit-Schrott abgeladen wird. Positive Effekte auch für Konjunktur erwartet.  

Die Aktienkurse steigen seit anfangs Jahr in rekordverdächtigem Ausmass. Überall sehen die Wirtschaftsweisen in den Think Tanks, Universitäten und Grossbanken  Anzeichen einer Konjunkturerholung, ja gar die Trendwende der Krise.

Die Milliarden für die Banken regen die politische Phantasie an. Eine «68er-Initiative» will Bundesgelder für mutige und nachhaltige Projekte schaffen, statt «weiterhin Blasengeld ins System zu pumpen».

So genannte Credit Default Swaps (CDS) sind handelbare Kreditversicherungen und mit einem Volumen von 60 Billionen Dollar (mehr als das Weltbruttosozialprodukt) eine der wichtigsten Wertpapierkategorien.

In Kalifornien übt eine kleine Gemeinde den Aufstand. Willits, 140 km nördlich von San Francisco, hat ein durch Lebensmittelvorräte gesichertes Zweitgeld in Umlauf gebracht, das sogar von der kokalen Bank als Zahlungsmittel akzeptiert wird.

Constantin Seibt vom Zürcher Tages-Anzeiger im Gespräch mit einem Anlageberater (nach einem Vortrag von Fredmund Malik im Zürcher Business Club):

Eine kleine Stadt an der Riviera, Hauptsaison, aber es regnet, die Stadt ist leer. Alle haben Schulden und leben auf Kredit. Zum Glück betritt ein reicher Russe eines der Hotels: • Der Russe will ein Zimmer, legt 500 Euro auf den Tisch und geht, um sich das Zimmer anzusehen.

Zur Zeit erleben wir den stärksten Kursanstieg seit 76 Jahren – mitten in der Krise. Für viele ist der Zwischenboom deshalb ein Zeichen dafür, dass das Schlimmste schon ausgestanden ist. Nicht so für den St. Galler Ökonomie-Professor Fredmund Malik.