Können „Freie Medien“ es sich leisten Kritisches zu Kriegsmaterialexporten zu schreiben?

Politiker versuchen manchmal die Medien zu instrumentalisieren, versuchen Zeitungen zu diktieren was zu schreiben ist. Erfolgreicher als Politiker und politische Parteien sind grosse Firmen wenn sie versuchen die Medien zu lenken. Ein Inseratenboykott von grossen Unternehmen kann eine Zeitung ruinieren. Auch private Radio- und TV-Stationen sind von Reklamespots abhängig. Das hat zur Folge, dass oft eine allzu kritische Berichterstattung „tunlichst“ unterlassen wird, da Medienunternehmen sich nicht ihr eigenes Grab schaufeln wollen.

 
Zum Beispiel werden Waffengeschäfte in Ortschaften wo die Kriegsindustrie fabriziert kaum kritisiert: in Zürich, Kreuzlingen, Stans, Altdorf, Neuhausen, Thun, Bern, im Rheintal. Denn fast alle Journalisten und Redakteure haben Angst vor der Rüstungsindustrie. Wenn dann dennoch ein Journalist schlecht über eine Rüstungsfirma schreibt, wird die Geschäftsleitung einer Zeitung einschreiten. Vermutlich ist auch deshalb heute wenig Kritisches zu lesen über die schweizerischen Kriegsmaterialexporte an Nato Staaten und an arabische autoritäre Regime die jetzt in Libyen Krieg führen. Schweigen herrscht auch zu den Waffenexporten an die im Irak und an die seit zehn Jahren in Afghanistan Krieg führenden Armeen. Auch die Rüstungslieferungen unseres Landes an die USA das in Pakistan, im Jemen, im Somalia immer wieder Bomben abwirft, und dort vor allem Zivilisten statt Terroristen tötet, sind kein Thema. Es herrscht weitgehend Stille, sogar wenn in Bahrein mit saudiarabischen Panzerwagen der Mowag aus Kreuzlingen die Demokratiebewegung niedergeschlagen wird. Die Kriegsmaterialexporte in das Pulverfass des Nahen Ostens gehen trotzdem weiter, wie nichts passiert wäre. Militärische Pilatus Flugzeuge werden dennoch an die Arabischen Emirate geliefert, an ein undemokratisches Regime das am Krieg in Libyen beteiligt ist, ein Deal von 500 Millionen Franken. – Machen wir Schweizer eigentlich für Geld alles?

 
Durch das viele Geld haben die Rüstungsfirmen eine ungeheuer grosse Macht. Keine lokale Zeitung, speziell auch Gratiszeitungen, wagen ein kritisches Wort gegen Rüstungsfirmen. (Die lokalen Politiker in den lokalen Parlamenten übrigens auch nicht) Die Rüstungsfirmen haben ihre langen Arme überall…

 
Von 1975-2010 exportierte die Schweiz für 14,068 Milliarden Franken Kriegsmaterial, laut der offiziellen Statistik des Bundes. Zu einem grossen Teil gingen diese Ausfuhren an Krieg führende Staaten, in Spannungsgebiete, an Menschenrechtsverletzungen Regimes und an arme Länder in der Dritten Welt in denen Menschen hungern. – Neutralität, Menschenrechte, Humanität und Frieden wurden und werden dem Geschäft mit dem Krieg geopfert.

 
Die Schweizer Rüstungsindustrie ist dem Sinne „neutral“, sie beliefert mit Vorliebe beiden Kriegsparteien Waffen. Sowohl der Iran wie der Irak waren gute Kunden der CH-Todesindustrie, sie standen sieben Jahre lang gegeneinander im Krieg. Auch Pakistan und Indien, die dreimal gegeneinander Krieg führten, wurden mit helvetischen Rüstungsgütern versorgt. Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) verkaufte die Schweiz von 1977 bis 2009 Pakistan für 856 Millionen US Dollar Kriegsmaterial. Der Todfeind Pakistans, Indien, bediente die Schweiz in dieser Periode, laut SIPRI, sogar mit Kriegsmaterial im Werte von 1‘575 Millionen US Dollar.
12. Juli 2011
von: