«Sich besser verstehen»

Der Swiss German Club engagiert sich fürs Nachbarleben zwischen Deutschland und der Schweiz. Ein paar Fragen an den Gründer Fritz Burkhalter.

Urs Heinz Aerni: Sie sind Gründer und Vorsitzender des Vereins Swiss German Club, der das Zusammenarbeiten- und leben zwischen Deutschen und Schweizern fördern oder vereinfachen möchte. Wo sind die grössten Hemmschwellen dazu?


Fritz Burkhalter: Die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Deutschland funktioniert ja sehr gut, wie auch einige Kennziffern zeigen, was die Schweiz für Deutschland ist:
Platz 1 als touristischer Quellmarkt
Platz 6 für Direktinvestitionen
Platz 9 und10 wechselnd bei den Exporten und Importen
Und die Zusammenarbeit hat weiteres Potential.

Die wären?

Die Schweiz ist für Deutsche attraktiv wie die Zuwanderung zeigt – wo die Deutschen die größte Gruppe stellen und heute um 300‘000 ausmachen.

Trotz steuertechnischen Nebengeräuschen?

Politisch wurde die Steuerfrage weitgehend bereinigt und die persönlichen Beziehungen, zwischen Bundespräsident Didier Burkhalter und Außenminister Frank Walter Steinmeier sind bestens.

Wie nimmt die Schweiz den großen Nachbar wahr?

Aus Sicht der Schweiz entfernt sich Deutschland immer mehr von der Schweiz. Dies hat verschiedene Gründe wie:
Der Umzug von Bonn nach Berlin oder das Engagement in der EU – während die Schweiz ja nicht in der EU ist oder auch das Engagement in der Weltpolitik.

Aber die Exotik der Schweiz gegenüber Deutschland nimmt auch zu, oder?

Richtig, die Schweiz wird erklärungsbedürftiger, denken wir nur an die Abzockerinitiative oder die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Die letztere wurde in Deutschland nach meiner Beurteilung falsch interpretiert. Ja, die Deutschen verstehen unsere Demokratie wohl noch etwas zu wenig, genauso wie die SchweizerInnen das im Deutschen Grundgesetz verankerte Streikrecht oft nicht nachvollziehen können.

Besteht Handlungsbedarf für die Schweiz?

Die Schweiz muss sich für die Zukunft in Deutschland und in der EU verstärkt in Berlin einbringen. Hier haben wir im Swiss German Club auch die «Stärkung der Interessenvertretung in Berlin» als Maßnahme definiert. Eine gebündelte und koordinierte Informations- und Interessenvertretung, ergänzend zur Diplomatie vertreten durch die Botschaft.

Mit welchen Zielen gelangen Mitglieder an Sie?

Entweder Einzelpersonen oder ganze Unternehmen. Bei den Unternehmen geht es um das interessante Netzwerk des Clubs. Die Unternehmensvertreter suchen Zugang zu wichtigen Ansprechpersonen. Weitere Anliegen sind Informationen zu Firmengründungen, Marktaufbau, Steuerfragen, Grenzabwicklung und vieles mehr.

Wie ist es bei Privatpersonen?

Bei ihnen geht es um Heimat. Also um den Kontakt mit SchweizerInnen, für Deutsche, die in die Schweiz übergesiedelt sind. Oft wird der Unterschied der Lebenskultur und der Sprache unterschätzt.

Sie veranstalten Treffen und Reisen in beiden Ländern, wie kommt das an?

Sehr gut. Wertvoll ist der von uns angestrebte Mix zwischen SchweizerInnen und Deutschen, was für die Teilnehmenden als solches schon durch den gegenseitigen Austausch bereichernd ist.

SchweizerInnen bezeichnen Deutschland oft als den «großen Kanton» und die Deutschen die Schweiz?

Die Schweiz geniesst in Deutschland und bei den Deutschen eine sehr hohe Sympathie. Diese wollen wir doch den Deutschen in der Schweiz auch entgegen bringen.



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Fritz Burkhalter ist 1960 geboren und ist Gründer und Vorsitzender des Swiss German Clubs mit Sitz in Jegenstorf im Kanton Bern.

29. Dezember 2014
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