Jetzt wird die Geldpumpe erst richtig in Gang gesetzt

Die amerikanische Zentralbank, das Federal Reserve System (Fed) will offenbar neue, unkonventionelle Wege gehen, um der Finanzkrise zu begegnen. Die bisherige Methode, die Versorgung der Banken mit billigem Geld, hat offenbar nicht gewirkt. In einer Rede vom Montag in Texas erklärte Fed-Chef Ben Bernanke, seine Institution könne in Zukunft direkt als Käufer auf den Kapitalmärkten auftreten, anstatt wie bisher nur den Banken die Mittel zur Verfügung stellen, die sie für ihre Reservehaltung brauchen. Gekauft werden sollen offenbar Treasury-Bills der US-Regierung, das meistverbreitete Wertpapier in den Zentralbanken weltweit.

Der Politik-Wechsel ist ein Ereignis erster Ordnung, vergleichbar mit der Aufhebung des Goldstandards. Anstatt Geld als Kredit zu schöpfen, der zumindest theoretisch wieder zurückbezahlt werden muss, wird jetzt Geld einfach so ins System eingeschossen.
 
Um die Bedeutung von Bernankes eher beiläufigen Ankündigung zu verstehen, muss man wissen, dass das Fed in den 90er Jahren der japanischen Zentralbank ultimativ verboten hatte, solche Papiere zu verkaufen, um der japanischen Finanzkrise beizukommen. Ein massiver Verkauf dieser Papiere – Schulden der künftigen amerikanischen Steuerzahler – hätte nämlich ihren wahren, gegen Null tendierenden Wert offenbart. Dass das Fed diese Papiere jetzt selber kaufen will, kann nichts anderes heissen, als dass grössere Besitzer aus Not verkaufen und der Preis gestützt werden muss.

Das Geld – Dollars –, das das Fed dafür bezahlt, existiert selbstverständlich nicht als Wert, sondern einfach als Buchung. Damit die weitere massive Ausweitung der Geldmenge nicht in den Statistiken sichtbar wird, dafür hat das Fed schon vor mehr als einem Jahr gesorgt, indem es die massgebende Grösse, die Geldmenge M3, nicht mehr publiziert.

Dass sich die horrende Aufblähung der Geldmenge bis jetzt nicht in einer entsprechenden Teuerung niedergeschlagen hat, liegt vor allem daran, dass diese Gelder von den Finanzmärkten aufgesogen wurde, wo die Teuerung gar nicht gemessen wird. Zudem hat die amerikanische Regierung die Berechnungsgrundlagen der Teuerungsstatistik seit 1983 zweimal massiv verändert. Bei gleichbleibender Berechnung läge die amerikanische Teuerung heute dreimal so hoch.

Christoph Pfluger


Neue Ansätze in der US-Geldpolitik:
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/neue_ansaetze_in_der_us-geldpolitik_1.1347016.html
03. Dezember 2008
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