Wie die Christen sich ihren Gott erschufen

Die Entzauberung einer Weltreligion im neuen Buch «der Jesuswahn»

«Die Bibel ist das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur und Jesus von Nazareth die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte.» Mit solch pointierten Thesen hinterfragt Heinz-Werner Kubitza als promovierter Theologe die Grundlagen des Christentums. Einprägsam, offen und nicht frei von Ironie stellt er Fragen wie: Tobt sich im Alten Testament nicht überwiegend ein zorniger Kriegsgott aus? Und verheißt das Neue Testament für das Ende der Zeiten nicht schlicht die Vernichtung aller Ungläubigen? Kubitza interessiert darüber hinaus, was die Kirchen aus dem historischen Jesus von Nazareth gemacht haben, den sie der christlichen Gemeinde seit dem Bestehen einer der größten Weltreligionen als Gottes Sohn präsentiert. Dabei beruft sich der Autor stets auf Forschungsergebnisse, zumeist aus der theologischen Forschung selbst, die belegen, dass Jesus ein ganz anderer war als weithin von den Kirchen proklamiert: Denn selbst die theologische Forschung versteht heute Jesus eher als den, was er wohl wirklich war; ein frommer Jude, der das nahe Gottesreich ankündigt. Und der sich in diesem zentralen Punkt seiner Verkündigung schlicht geirrt hat. Denn das Gottesreich ist nicht gekommen.
Und auch auf den wiederkehrenden Jesus warten die Kirchen nun seit fast 2000 Jahren vergeblich.


Jesus wird nicht kommen, so resümiert Kubitza die Forschung, denn er habe nie die Absicht gehabt eine neue Religion zu gründen und wollte auch nicht selber verehrt oder gar zu einem Gott erhoben werden. Der Jesus der Kirche ist ein Geschöpf der Kirche. Erst die Kirche hat Jesus zu ihrem Gott gemacht. Obwohl in der Forschung und selbst unter Theologen in diesem Punkt weitgehend Einigkeit herrscht, verkenne vor allem die katholische Kirche stetig diese wissenschaftlichen Ergebnisse und macht so weiter als wäre nichts geschehen.
Doch laut Kubitza bestehe die schlichte Möglichkeit, ohne Rücksicht auf wissenschaftliche Verluste einfach zu glauben, heute nicht mehr.
Das Christentum sei vor aller Dogmatik bereits durch die historische Vorprüfung gefallen.
Die christliche Religion, so das Fazit, steht ohne tragwürdiges Fundament da und bewegt sich in der Weltgeschichte quasi ohne Fahrschein.

Kubitzas Buch richtet sich einerseits an Gläubige und Anhänger der Kirchen, die sich nicht scheuen, auch mit unangenehmen Fakten konfrontiert zu werden. Ebenso ist es auch für der Kirche Fernstehende aufschlussreich, die immer schon vermutet haben mögen, dass mit dem Christentum etwas nicht stimmen kann.


Zum Autor

Dr. Heinz-Werner Kubitza ist seit fast 20 Jahren Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlags in Marburg. Er hat in Frankfurt, Tübingen, Bonn und Marburg Evangelische Theologie studiert und dort auch promoviert. Schon im Studium hat er sich intensiv mit dem Problem des historischen Jesus beschäftigt und dabei theologisch quasi hinter die Kulissen geschaut. Daneben war er aber auch in Kirchengemeinden viele Jahre ehrenamtlich aktiv und ist so auch mit der psychischen Gestimmtheit von Gläubigen bestens vertraut.

Kubitza ist Fördermitglied der Giordano Bruno Stiftung, die sich für Aufklärung und eine humanistische Ethik einsetzt.

Heinz-Werner Kubitza: Der Jesuswahn - wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung, Tectum Verlag, Marburg 2011, Hardcover, 380 Seiten, 19,90/26,00 SFr.
www.jesuswahn.de
25. November 2010
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