Das Potential auf dem Tisch

Räumen Sie bitte ihren Kühlschrank und die Vorratskammer aus und breiten alle Lebensmittel auf dem Tisch aus. Nun legen sie nur die Lebensmittel zurück, die aus regionaler Landwirtschaft kommen. Solche wo sie mit guten Gewissen sagen können wer, wo und unter welchen Konditionen diese produziert worden sind. Einverstanden,  es besteht ein wachsendes Bedürfnis nach transparenten, nachhaltigen und regionalen Wirtschaftskreisläufen. Die persönliche Bilanz fällt möglicherweise dann doch mager aus.

Kehren wir das Problem nicht unter den Tisch. Eine erste Tagung zum Thema «Stadt ernähren» findet am 20. September in Biel statt. Diese befasst sich mit lokalen und nachhaltigen Ernährungsstrategien. Erzeugung, Verarbeitung, Vertrieb, Konsum und Entsorgung sollen sich unter einer nachhaltigen Vision vereinen. Damit soll eine Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und gesundheitlichen Lebensumstände erreicht werden. Konkret soll aus einem heutigen passiven Nutzer eine aktive Stadt in Ernährungsfragen werden. In der Schweiz leben 75% der Bevölkerung in den Ballungszentren insofern besteht eine immense Macht über die Definition einer zukünftigen Nahrungspolitik, nutzen wir sie!


Das Thema Ernährung wieder in die Stadt bringen
Ernährungsstrategien sind ein spannendes Instrument. In Kanada arbeiten 64 Kommunen erfolgreich damit. Darunter sind Grossstädte wie Toronto und Vancouver. Begleitend zu einer Strategie haben verschiedene Städte Charten ausgearbeitet und die Verbindlichkeit durch Zeithorizont und Kontrolle der Umsetzung ergänzt. In sogenannten Food Councils, zu Deutsch Nahrungsmittelräten, begleiten die verschiedenen auch zivilgesellschaftliche Akteure den Prozess. «Wie kann ein solches Projekt greifbar und fassbar gemacht werden, damit die Leute Lust haben sich zu beteiligen?», fragt Heidrun Moschitz. Referentin für Sozioökonomie beim FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau). Sie  beantwortet die Frage gleich selber: «Das Instrument passt prima zur Diskussion einer Umweltstrategie oder zur 2000-Watt-Gesellschaft» Sie betont weiter das Riesenpotential in den Krippen und Schulen. Die Stadt Biel zum Beispiel verwendet zur Versorgung ihrer Schulen, Krippen und städtischen Heime über 2 Mio. Franken auf. Genau dort will eine städtische Initiative in Biel ansetzen die im Frühjahr 2014 lanciert werden soll. Sie fordert eine regionale und möglichst biologische Versorgung. Die schwedische Stadt Malmö macht es vor. Sie will die 50'000 täglichen Gratismahlzeiten in den Schulen und Vorschulen bis ins Jahr 2020 auf 100% biologisch umstellen. «Als einer der stärksten Instrumente von Kommunen zur Gestaltung des Ernährungssystems gilt das Beschaffungswesen», schreibt auch Philipp Stierand auf seinem lesenswerten Blog speiseraeume.de.

Die Impulstagung eröffnet die Diskussion zum Thema Ernährungsstrategien. Mit dem langjährigen Kenner des Themas Philipp Stierand lernen wir die wichtigsten Instrumente kennen. Monika Jäggi zeigt am Beispiel von Toronto wie eine erfolgreiche Ernährungspolitik aussehen kann. Rudi Berli von der Bauerngewerkschaft Uniterre führt uns durch verschiedene Projekte in Genf. Thomas Gröbly von Neustart Schweiz macht Mut zu Nachbarschaften. Ulrike Minkner, Präsidentin von Uniterre, spricht zur Ernährungssouveränität. Am Nachmittag werden in Gruppenarbeiten in Zusammenarbeit mit dern Referenten an den verschiedenen Aspekten gearbeitet.

Ernährungsstrategien haben das Potential unseren kleinen Gemeinschaftsgartenprojekte, Foodcoop und Vertragslandwirtschaften aus dem peripheren Dasein ins Zentrum städtischer Entwicklung zu katapultieren. Was für eine Potentialentfaltung diese bereits Heute auslösen, sehen wir im Kleinen.

Weitere Informationen auf: www.vision2035.ch

«Stadt ernähren» - Tagung für lokale und nachhaltige Strategien
20. September, 9 - 18 Uhr
Wyttenbachhaus, Jakob-Rosius 1, Biel
Tagungsbeitrag Fr. 75.- / Fr. 55.- (reduzierter Preis)
Inklusive Mittagessen
Anmeldung: [email protected]
06. August 2013
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