Der Panda wehrt sich – mit neuen Behauptungen

Der Film «Der Pakt mit dem Panda – was uns der WWF verschweigt» [1] hat zu einer heftigen Debatte geführt. Um der wachsenden Kritik zu begegnen, hat der WWF die Website «Faktencheck» aufgeschaltet. Darin geht es allerdings nicht nur um Fakten, sondern um neue Behauptungen, wie die nachfolgende Stellungnahme des Filmautors Wilfried Huismann zeigt:


Antworten zum «Faktencheck» des WWF

Der Film [2] hat seit seiner Ausstrahlung am 22. Juni 2011 in der ARD zu leidenschaftlichen Diskussionen geführt. Auf seiner Seite «Faktencheck» [3] und dem damit verbundenen Diskussionsforum setzt sich auch der WWF mit der Kritik an seiner Geschäftspolitik auseinander. Viele Teilnehmer des Chats haben mir geschrieben – mit Fragen, die sich aus der Debatte im Forum und aus neuen Tatsachenbehauptungen des WWF ergeben haben. So weit es mir möglich ist, will ich hier darauf eingehen.


Der WWF behauptet, Kasimirus Sanggara sei ein Freund des WWF

Fakt ist: Das Dorf des Stammes der Kanume liegt tatsächlich im Nationalpark Wasur. Unwahr ist aber die Behauptung des WWF, die Kanume seien deshalb von der Anlage neuer Palmölplantagen überhaupt nicht betroffen. Häuptling Sanggara fühlt sich vom WWF getäuscht, weil im Nationalpark ein Jagdverbot für die Papua eingeführt wurde. Der WWF, so Sanggara, habe ihm das anfangs verschwiegen. Die Kanume sind ein Volk von Jägern. Sie jagen jetzt außerhalb des Nationalparks – ihr Stammesgebiet reicht weit über dessen Grenzen hinaus. Dort, im Distrikt Merauke, sollen 1 Mio. Hektar Palmölplantagen gebaut werden. Sie bedrohen den Lebensraum der Kanume direkt. Diese wehren sich genauso wie die anderen Stämme gegen den Landraub durch Agrarkonzerne und Armee.

Obwohl Westpapua nach dem Abzug der Kolonialmacht Niederlande unabhängig werden sollte, hat sich Indonesien das Land im Jahr 1963 einverleibt. Papua ist eine militarisierte Zone. Auch im Dorf Sanggaras ist eine Militäreinheit stationiert, um den Stamm in Schach zu halten. Wir stehen über die gewählten Vertreter der Papua-Stämme mit Häuptling Sanggara in Kontakt. Er kann sich angesichts der angespannten Lage in der Provinz nicht wirklich offen äußern. Die Armee tötet und foltert in einem de facto rechtsfreien Raum. Um die Unterwerfung Papuas komplett zu machen, will die Zentralregierung das Land der Papua «erschließen» und mit Palmölplantagen bepflanzen.

Um die wirtschaftliche Kolonialisierung durchzusetzen und außenpolitisch salonfähig zu machen, kam es am Rande der Klimakonferenz auf Bali 2007 zu einem Runden Tisch, an dem die Gouverneure der beiden Papua-Provinzen teilnahmen, die Weltbank und der WWF. Bei dieser Verhandlung wurde ein Rahmen für die Landnutzung in Papua festgelegt: 9 Millionen Hektar Wald sollen zu Wirtschaftsflächen «konvertiert», bis zu 1 Mio. Hektar sollen Schutzgebiete werden. Für diese Gebiete erhält Indonesien Geld aus dem REDD-Programm (für Emissionsvermeidung). Zwar führt der WWF die Zerstörung des Lebensraums der Papua nicht selbst durch; da er an den Planungen und Kartierungen beteiligt ist, entsteht aber bei den betroffenen Stämmen der Eindruck, der WWF sei Teil der indonesischen Besatzungspolitik. Der WWF Indonesien selbst hat öffentlich erklärt, er unterstütze den «Aufschwung» in Papua – damit ist die Erschließung durch die Plantagenwirtschaft gemeint.


Der WWF behauptet, er sei nicht an der Vertreibung der Adivasi in Indien beteiligt

Fakt ist, dass der WWF die Tiger-Politik des indischen Staates seit 1972 entworfen hat. Danach sind die Kernzonen der Tigerreservate von Menschen frei zu machen. Die Regierung Indira Gandhis begann damit, die Adivasi, die seit Jahrhunderten in den Wäldern mit Tigern zusammengelebt haben, gewaltsam umzusiedeln. Aufgrund heftigen Widerstandes kamen die Zwangsumsiedlungen allerdings zum Erliegen. Der WWF Indien erhob daraufhin im Jahr 1995 Klage vor dem Obersten Gerichtshof Indiens. Der gab der Klage statt und ordnete an, dass alle Bundesstaaten die Umsiedlungsmaßnahmen gegen die Adivasi innerhalb eines Jahres abschließen müssen. Der WWF Indien feierte diesen Beschluss als großen Erfolg – für 4 Millionen Adivasi, die in den Schutzgebieten lebten, war er eine existenzielle Bedrohung. In den meisten betroffenen Gebieten kam es zu Unruhen und Gewalt.

Im WWF-«Jahr des Tigers» (2010) hat Indien die Zahl der Tigerreservate – unter Beteiligung des WWF – auf 39 erhöht, acht weitere sind in Planung. Wiederum sind bis zu einer Million Menschen von Umsiedlungsmaßnahmen bedroht, auch wenn inzwischen Entschädigungen an die Vertriebenen gezahlt werden. Von «freiwilliger Umsiedlung», wie der WWF im «Faktencheck» behauptet, kann allerdings nicht die Rede sein. Um die Stämme (wie den von Muthhamma, s. Foto) unter Druck zu setzen, verbietet die Forstverwaltung ihnen die Nuztung des Waldes. Sie dürfen nicht mehr jagen, keine Früchte und kein Holz sammeln. Um nicht zu verhungern, akzeptieren die Stämme in vielen Fällen die Umsiedlung. Auch diese «sanfte» Umsiedlung läuft auf eine ethnische Säuberung hinaus. Die Adivasi sind kastenlos; die meisten von ihnen gehen in den Slums der Metropolen zugrunde.


Der WWF behauptet, dass er die Gentechnik grundsätzlich ablehnt

Im «Faktencheck» behauptet der WWF, er sei grundsätzlich gegen Gentechnik im Agrarbereich, Dr. Jason Clay, der sich offen zum Anbau von Gensoja bekennt und der gemeinsam mit dem Gentech-Konzern Monsanto die Anwendung der Gentechnik auch bei vielen anderen Pflanzen verlangt, sei eine «Außenseitermeinung» im WWF. Wahr ist: Er ist Vizepräsident des WWF der USA – und im WWF International Koordinator für den Bereich Marktbeziehungen und Agrarpolitik. Er ist also die offizielle Stimme des WWF in dieser Sache. Der WWF hat mit Monsanto, Syngenta, Bayer, Nestlé, Cargill und anderen Teilnehmern des Round Table on Responsible Soy (RTRS) beschlossen, dass das RTRS-Zertifikat für «verantwortungsvollen Anbau» jetzt auch für Gen-Soja gilt. In den 2010 beschlossenen Standards heißt es wörtlich: «This standard applies to all kinds of soybeans, including conventionally grown, organic, and genetically modified (GM). It has been designed to be used for all scales of soy production and all the countries where soy is produced.» Übrigens: Auch das Büro des WWF in Brüssel vertritt bei Hearings mit der Europäischen Union sehr massiv das RTRS-Zertifikat und hat mit durchgesetzt, dass es von der EU als Beweis für «nachhaltig» gewonnene Biomasse im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie anerkannt wird. Mit Hilfe des WWF ist es der Gentechnikbranche gelungen, in Europa einen großen Fuß in die Tür zu bekommen. Nach Ansicht des Deutschen Naturschutzringes (DNR) fällt der WWF damit «leider auch vielen Umweltorganisationen in den Rücken, die seit Jahren die Umwelt- und Gesundheitsgefahren der Gentech-Soja anprangern». In einem Brief an den Präsidenten des WWF Deutschland, Prof. Drenckhahn, kritisiert der DNR am 9.2.2011 den Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja (RTRS): «Der RTRS hält ein längst gescheitertes System von Landwirtschaft künstlich am Leben. Indem er Gentech-Soja mit einem Nachhaltigkeitszertifikat versieht, sichert er die Gewinne von Monsanto und Co ab.»


Schützt der WWF die Orang-Utans auf Borneo?

Ja und nein. Der WWF schützt die Orang-Utans, die in Nationalparks leben, und er beteiligt sich an Wiederaufforstungsmaßnahmen, die dem Orang-Utan zugute kommen. Aber: Die meisten Orang-Utans leben in Sekundärwäldern, die zur Vernichtung freigegeben worden sind – und auf denen in Zukunft im Rahmen von Vereinbarungen der Industrie mit dem WWF «nachhaltige» Plantagenwirtschaft betrieben werden soll. Der WWF arbeitet mit dem größten Waldvernichter Indonesiens, dem Palmölkonzern Wilmar (90.000 Mitarbeiter), zusammen, und zwar auf vertraglicher Basis. Auf der Wilmar-Website heißt es dazu: «A case of point is the collaboration with WWF Indonesia.» Mit Wilmar und den anderen großen Palmölproduzenten arbeitet der WWF auch im Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) zusammen. Der RSPO hat Standards beschlossen. Wenn Unternehmen sie einhalten, bekommen sie das Zertifikat für «nachhaltiges Palmöl». Andere Umweltgruppen wie Greenpeace oder Friends of the Earth (FOE) bezeichnen dieses Zertifizerungssystem von WWF und Industrie als «Etikettenschwindel» und haben sich aus der Arbeit des Runden Tisches verabschiedet. Sie kritisieren, dass für «nachhaltig» betriebene Plantagen weiterhin Wälder (außer Primärwälder, von denen es aber sowieso fast keine mehr gibt) gerodet werden dürfen, dass es keine Klimaschutzziele gibt und dass das gefährlichste Pflanzenschutzmittel der Welt – Paraquat – weiterhin verwendet werden darf. Die Standards sind weich und zu großen Teilen unverbindlich. Eine effiziente Kontrolle findet nicht statt. Auch Unternehmen, die keinerlei hochwertigen Wald (HCV Areas) auf ihren Konzessionen ausweisen, erhalten das Nachhaltigkeitszertifikat. Man muss nicht alle Standards erfüllen. Von «nachhaltiger» Wirtschaft kann in keiner Weise gesprochen werden – weil das Ökosystem Wald bei dieser Art intensiver Monokultur irreparabel geschädigt wird und sich nicht regenieren kann.

Das vom WWF initiierte Zertifizierungssystem ist im Grunde genommen ein Marketinginstrument, um das kritische Bewusstein der Kunden und Verbraucher zu beruhigen. Ein Beispiel für diese Politik ist die Zusammenarbeit des WWF mit dem Waschmittelproduzenten Henkel. Der wirbt auf seiner Website für die neue Produktlinie Terra Activ: «So unterstützt Henkel gemeinsam mit dem WWF die nachhaltige Produktion von Palm- und Palmkernöl... Dadurch leistet das Unternehmen einen wertvollen Beitrag zum Schutz des Regenwaldes.» Wie soll der Wald geschützt werden, wenn er vorher abgeholzt werden muss? Henkel verschweigt den Kunden auch, dass Hunderte von Orang-Utans für diese Art «Nachhaltigkeit» ihr Leben verloren haben.

WWF-Restwald: 80 oder 4.961 Hektar?

Auf der 2009 angelegten Plantage PT Rimba Harapan Sakti haben wir dieses kleine Waldstück gefunden, dass mit Hilfe des WWF von der Rodung verschont worden ist. Der Wald ist als «HCV» (High Conservation Area) gekennzeichnet. Rundherum ist alles abgeholzt, so weit das Auge reicht. Die beiden Orang-Utans in dem Wald sind zum Verhungern verurteilt. Nun behauptet der WWF, unterstützt von Satellitenfotos, der HCV-Wald auf dieser Konzession habe eine Fläche von 4.961 Hektar – als ein Ergebnis der WWF-Empfehlungen an den Konzern. Diese Behauptung deckt sich nicht mit unseren Erfahrungen vor Ort. Abgesehen von den 80 Hektar haben wir keinen anderen HCV-Wald entdeckt. Er müsste ja nach den Standards des Roundtable on Sustainable Palm Oil gekennzeichnet sein. Als Beraterfirma des Wilmar-Konzerns müsste der WWF über Dokumente verfügen, die die Existenz weiterer geschützter Waldgebiete (HCVA) beweisen. Dann sollte er sie vorlegen. Neben der kleinen HCV-Fläche gibt es tatsächlich auf der Konzession weitere Flächen mit Bäumen und Büschen, die nicht – oder noch nicht – mit Ölpalmen bepflanzt sind. Sie sind z.T. nicht für die Anlage von Plantagen geeignet, sie liegen an Flüssen und Wasserflächen; zum Teil gehören die Waldgrundstücke Landwirten und werden von ihnen bewirtschaftet. Andere Waldflächen sollen offenbar noch gerodet werden. Am 24. Februar 2011 wurden wir Augenzeuge, wie ein größeres Waldgebiet auf der Konzession niedergebrannt wurde. Die «Clearing»-Arbeiten des Wilmar-Konzerns sind auf dieser Konzession noch nicht abgeschlossen. Die Anbaufläche wird vergrößert. Die Filmaufnahmen dieses Brandes sind in «Der Pakt mit dem Panda» zu sehen. Insgesamt darf Wilmar allein in Zentralkalimantan auf 300.000 Hektar Plantagen anlegen. Knapp 180.000 Hektar Wald sind bereits gerodet. Wir sind durch mehrere Plantagen gefahren, darunter auch solche, die schon zertifiziert sind (Sembuluh 1). Überall das gleiche Bild: Die «hochwertigen» Wälder, die Wilmar in Kooperation mit dem WWF ausgespart hat, existieren entweder überhaupt nicht oder es handelt sich um kleinere Flächen, die voneinander isoliert sind. Als Lebensraum für Orang-Utans sind sie nicht geeignet.


Der WWF behauptet, er verteidige die Rechte der Kleinbauern

Dörte Bieler (s. Foto), Biomasse-Verantwortliche des WWF Deutschland, sagte vor den Managern des Kongresses World Ethanol 2010 in Genf, dass sie die Pläne der Biosprit-Industrie unterstütze, weltweit noch mehr Land zum Anbau von Energiepflanzen zu verwenden. In der Praxis bedeutet das: Ackerflächen von Kleinbauern werden zu riesigen Anbauflächen für den industriellen Anbau von Energiepflanzen wie Zuckerrohr, Soja oder Ölpalmen ungewandelt. Das Geschäft wird von einigen wenigen Energie- und Agrarkonzernen beherrscht, mit denen der WWF in sogenannten «Runden Tischen» zusammenarbeitet. Kleinbauern sind bei dieser Monokultur überflüssig. O-Ton Bieler vor dem Kongress: «Wir sind anders als andere Naturschutzgruppen. Wir sind konstruktiv.»

Im Interview mit uns hat die zuständige Mitarbeiterin des WWF Indonesien gesagt, dass in Indonesien noch «nicht genutzte 5-7 Millionen Hektar» zusätzlich mit Palmölplantagen bebaut werden könnten. Es handele sich nach Ansicht des WWF dabei um «degradiertes Land». Amalia Prameswari gab dabei zu, dass dieses Land überwiegend von Waldbauern bewirtschaftet wird und dass es durchaus zu «Konflikten» kommen könnte. Schon jetzt sind schon etwa 300 Bauern im Gefängnis, weil sie das von ihnen bebaute Land nicht an die Palmölkonzerne abtreten wollen. Immer wieder setzen Palmölfirmen bewaffnete Milizen ein, um protestierende Bauern zu verletzen oder zu töten. Nicht nur der WWF Indonesien steht in den Landkonflikten auf der Seite der Agrarkonzerne:

Dr. Martina Fleckenstein vom WWF Deutschland (zuständig für Agrarpolitik und die EU) hat bei der World Biofuels Conference im Mai 2010 in Sevilla den Standpunkt vertreten, dass die Flächen für Biospritpflanzen weltweit auf 450 Mio. Hektar vergrößert werden könnten. Das wäre dann eine Fläche so groß wie die Oberfläche aller EU-Staaten. Natürlich werden diese Flächen nicht in Europa «freigemacht» werden, sondern auf der südlichen Halbkugel. Das aber bedeutet Hunger und Ernährungskrisen – denn das «Brachland», von dem WWF-Manager gerne reden, gibt es nicht, jedenfalls nicht in diesen Dimensionen. Entweder werden Ackerflächen zerstört – oder Wälder. Der UN-Beauftragte für die Ernährungskrise, Jean Ziegler, bezeichnete diese Umwandlung von Ackerflächen als «Verbrechen gegen die Menschlichkeit».

Der WWF behauptet, er sei in dem Film nicht zu Wort gekommen

Falsch. Vor Beginn der Recherchen zu dem Film bin ich mit Kameramann Ulli Köhler zu einem Antrittsbesuch in das Hauptquartier von WWF International nach Gland (Schweiz) gefahren. Das Gespräch mit dem Pressedirektor Phil Dickie und dem Artenschutzbeauftragten Rob Soutter fand am 16. Juni 2010 statt. Ich habe dem WWF die geplanten Themen des Dokumentarfilms über den WWF offen dargelegt: Artenschutzpolitik am Beispiel der Tigerkampagne, Verhältnis des WWF zu den Naturvölkern, Zertifizierungssysteme und Partnerschaften mit der Großindustrie und das Verhältnis des WWF zur Gentechnik. Wir haben zu keinem Zeitpunkt mit «falschen Karten» gespielt, wie der WWF im «Faktencheck» unterstellt. Es wurde vereinbart, dass der WWF mir die Kontakte zu den Spezialisten in den jeweiligen Ländern vermittelt – und das Rob Soutter für das zentrale Interview zu Geschichte und Politik des WWF zur Verfügung steht. Die Vereinbarung ist auch in dem Schriftverkehr dokumentiert, der diesem Auftaktgespräch folgte. Der WWF hat nach einigen Wochen Schriftwechsel jeden Kontakt eingestellt und alle Abmachungen gebrochen. Er hat ebenfalls schon vereinbarte Interviews (so mit dem WWF-Vizepräsidenten Jason Clay) aktiv verhindert. Gründe für den Boykott sind weder mir noch dem WDR genannt worden.


Der WWF behauptet, es gebe ihn in Argentinien überhaupt nicht

Um das Interview mit Dr. Héctor Laurence (Präsident des WWF-FVS Argentinien von 1998 bis 2008) zu diskreditieren, behauptet der WWF im Faktencheck, es gebe in Argentinien gar keinen WWF. Deshalb sei das Interview eine «Täuschung» des Zuschauers. Wenn dem so ist, müsste auch die Website von WWF International lügen. Denn dort wird auf der Argentinien-Länderseite der «WWF-Argentina» mit seinen Projekten vorgestellt. Hintergrund der Desinformation: Die Geschichte des WWF Argentiniens ist tatsächlich einzigartig. Die Fundación Vida Silvestre (übersetzt: Wildlife Foundation) wurde als unabhängiger Verband gegründet, trat aber im Jahr 1988 dem WWF International bei.

Möglicherweise ist es dem WWF peinlich, dass Dr. Laurence die enge Partnerschaft des WWF mit dem Agrobusiness und dem Gentech-Riesen Monsanto so offenherzig dargestellt hat. Dr. Laurence spricht aus eigener Erfahrung: neben seiner Tätigkeit als WWF-Präsident war er zeitgleich Präsident des Agrarverbandes AIMA, Repräsentant der Gen-Firmen Morgan Seeds und Pioneer; außerdem ist er selbst als Unternehmer im Sojageschäft aktiv. Dr. Laurence ist in gewisser Weise die Menschwerdung der WWF-Partnerschaftspolitik.

Wilfried Huismann



Wilfried Huismann
Mecklenburger Str. 31
28203 Bremen
www.wilfried-huismann.de


[1] http://tinyurl.com/6dls58g
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Pakt_mit_dem_Panda
[3] http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517006?s=pakt+panda

DER PAKT MIT DEM PANDA – WAS UNS DER WWF VERSCHWEIGT  ein Film von Wilfried Huismann  English version: THE SILENCE OF PANDAS – Distributor: United Docs, Cologne www.united-docs.com Der Film ist online zu sehen bei:
www.ardmediathek.de

Das Krisenmanagement des WWF gleicht dem eines Politikers, der entlarvende Enthüllungen erst einmal abstreitet, bis er dann schliesslich trotzdem vom Thron fällt. Experten raten in einem solchen Fall: Hinstehen, die Fehler zugeben, die Ursachen beheben und mit der Arbeit auf neuer Basis weiterfahren. Das ist zu Beginn sehr schmerzhaft, aber letztlich die einzige Möglichkeit. Warum der WWF dies nicht schafft, ist schwer zu ergründen. Vermutlich ist er von seiner Unfehlbarkeit wie andere Umweltorganisationen so sehr überzeugt, dass eigene Fehler in seiner Selbstwahrnehmung gar nicht vorkommen – eine päpstliche Organisation gewissermassen. Da helfen auf Dauer nur zwei Dinge: Stopp des Ablasshandels und eine gründliche Reformation.                                 CP