Ein brennender Dornbusch in der Kapitalistischen Wüste

Wichtig ist nicht Foderungen zu stellen, sondern Bedürfnisse selbst zu realisieren.

«Wir könnten jederzeit aufhören unsere Mieten, unsere Hypotheken, unsere Steuern oder die Nebenkosten zu bezahlen. Sie wären machtlos gegen uns, wenn wir das alle gleichzeitig machen würden. Wir könnten jederzeit aufhören zur Arbeit zu gehen, zur Schule – oder hingehen und uns weigern weiter Befehle entgegenzunehmen; oder uns nicht mehr angepasst verhalten, und stattdessen Soziale Zentren aufzubauen. Wir könnten jederzeit unsere Ausweise zerreissen, die Überwachungskameras zerstören, Geld verbrennen, unsere Portemonnaies wegwerfen und kollektive Formen schaffen, um zu produzieren und zu verteilen, was wir brauchen.

Immer wenn meine Arbeitsschicht stinklangweilig ist, ertappe ich mich dabei, so etwas zu denken. Bin ich wirklich alleine mit diesen Ideen? Ich kann mir all die üblichen Einwände vorstellen, aber ich möchte wetten, wenn es an irgendeinem Ort in der Welt beginnen würde, alle anderen würden schnell aufspringen. Stellt euch all die unzähligen Wege vor, auf denen wir stattdessen unsere Leben vergeuden. Was wäre nötig, um diese Kettenreaktion loszutreten? Wohin kann ich gehen, um Leute zu finden, die nicht nur ihre Jobs hassen, sondern auch bereit sind, ein für alle Mal die Arbeit sein zu lassen?» (Auszug aus dem Buch «Work»)

Das «CrimethInc. Ex-Workers Kollektiv»  gilt als einflussreichstes anarchistisches Projekt Nordamerikas. Entstanden in den 90er Jahren hat es eine Vielzahl von Büchern, CD’s und Fanzines publiziert. Alleine ihr Pamphlet «Fighting for Our Lives» erschien in einer Auflage von 500'000 Exemplaren. Sie vertreten das Konzept der «Affinity Groups», informelle Zellen von bis zu 20 Personen. In den letzten drei Jahren verkauften sie rund 15'000 Exemplare des Buches «Work». Es erschien unter anderem auf serbokroatisch, russisch und koreanisch und jetzt auch auf deutsch. CrimethInc. selber bezeichnet sich als brennender Dornbusch in der industriellen Gesellschaft. Ihr Rat an die Occupy-Bewegung: «Das Wichtige ist nicht, Forderungen an die Herrschenden zu stellen, sondern kräftig genug zu werden, um unsere Bedürfnisse selbst zu realisieren». Sie vertreten den Ansatz, vor allem mit dem Prekariat – den Ausgeschlossenen – zusammenzuarbeiten. Das Kollektiv hat gemäss der Verlagsmitteilung Monate damit verbracht, düstere Teile der Geschichte zu studieren und Aufzeichnungen über die Ausbeutung im Alltag zu vergleichen. So gelang ihnen eine grosse, vereinheitlichte Feldtheorie über den aktuellen Kapitalismus.  

----------------------CrimethInc.: Work – Kapitalismus, Wirtschaft, Widerstand. 2014, Unrast Verlag, 352 S., Fr. 29.90 / Euro 19.80 www.crimethinc.com
16. September 2014
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