Ist Literatur weiblich?

Weiblich ist die Leserschaft! Ohne die bücherverschlingenden Frauen stünde es schlecht um Buchhandel und Bibliotheken. Und im Bezug auf das Schreiben? Spätestens seit Sophie von La Roche, für deren Werk selbst Goethe schwärmte, nehmen Frauen aktiv Einfluss auf die Literaturproduktion. Dass Autorinnen im 18. und 19. Jahrhundert anonym oder unter einem männlichen Pseudonym publizieren mussten, um ernst genommen zu werden, scheint heute jedoch unvorstellbar. Trotzdem haftet der Bezeichnung Frauenliteratur ein zweifelhaftes Image an. Sie steht für rührselige, sentimentale Texte oder für das Gegenteil – knallharte feministische Kost. Suggeriert wird, dass Frauen ausschließlich für Frauen schreiben. «Die Frage nach der Weiblichkeit des Schreibens eröffnete neue stilistische und inhaltliche Möglichkeiten», schreibt Beatrice von Matt im Buch Schweizer Literaturgeschichte als Einleitung zum Kapitel «Der Aufbruch der Frauen». Die weibliche Sicht auf das Weltgeschehen kann für die Literatur nur als fruchtbar und bereichernd angesehen werden. Doch wie zeigt sich eine solch weibliche Weltsicht? Ist es überhaupt möglich, vom Text auf das Geschlecht des Schreibenden zu schließen? Manch schriftstellerische Persönlichkeit schlüpfte bereits in die Rolle des anderen Geschlechts, um eine Geschichte zu erzählen. Kann dieses Spiel mit den Geschlechtern auf literarischer Ebene wirklich glaubhaft umgesetzt werden? Oder spielt es vielleicht gar keine Rolle, welches Geschlecht hinter einem Text steht?


Ist Literatur weiblich?
Ein Gespräch mit Ingrid Fichtner, Esther Spinner und Ulrike Ulrich
Moderation: Urs Heinz Aerni

Mittwoch, 15. Dezember 2010, 19:30 Uhr

Pestalozzi Bibliothek, Lindenplatz 4, 8048 Zürich (Altstetten) Tram 2, Bus 76 und 80 bis "Lindenplatz"

Veranstalter: Literarischer Club Zürich (vormals Lesezikel Hottingen)


Ingrid Fichtner wurde 1954 in Judenburg, Österreich, geboren, studierte von 1972 bis 1978 an der Universität Wien, schloss ihr Studium der englischen Sprache mit einem Magister der Philosophie sowie einer Ausbildung zur Akademischen Übersetzerin und Diplomdolmetscherin ab. Nach sieben Jahren Aufenthalt in den USA lebt Ingrid Fichtner seit 1985 in der Schweiz, seit 1996 als Schriftstellerin, freie Lektorin und Übersetzerin in Zürich.

Esther Spinner wurde 1948 in Zürich geboren und lebt heute als freie Schriftstellerin und Kursleiterin in der gleichen Stadt. Nach beruflichen Stationen als Krankenschwester und Dozentin für Pflege gibt sie heute Workshops fürs Schreiben und publiziert regelmäßig Bücher. Unter anderem erhielt sie ein Werkjahr von der Stadt Zürich, Aufenthalsstipendium Stuttgarter SchriftstellerInnenhaus und Werkauftrag von Pro Helvetia.

Ulricke Ulrich wurde 1968 in Düsseldorf geboren. Seit 2004 lebt sie als Schriftstellerin in Zürich. Sie ist Herausgeberin einer Anthologie von literarischen Texten zum 60. Geburtstag der Menschenrechte. Ihre Texte wurden mehrfach ausgezeichnet, zuletzt bekam sie das Jahresstipendium der Lydia-Eymann-Stiftung, Langenthal 2010/11 (Stadtschreiberin) zugesprochen.

http://www.literarischerclub.ch.vu/
08. Dezember 2010
von: