Alaska sagt: tschüs MSC

Die Lachsindustrie in Alaska war 2000 die erste grosse Fischerei, die sich für das Label MSC zertifizierte. Doch nun trennt sie sich von MSC. Das aktuelle MSC-Zertifikat läuft Ende Oktober 2012 aus.

Der Nutzen der MSC-Zertifizierung bzw. deren Dauer und Kosten waren innerhalb der Branche immer wieder kontrovers beurteilt worden. Aber der Markt in den USA und der EU verlangt zunehmend Zertifikate von unabhängigen Dritten; staatliche Eigenlabels stossen auf Skepsis.



Doch diesen Januar beschlossen die acht grössten Unternehmen, welche zusammen drei Viertel des Wildlachses in Alaska verarbeiten, sich von MSC zu verabschieden. Bereits 2011 hatten sie sich durch die Audit-Firma Global Trust zertifizieren lassen und damit erkennen lassen, dass sie MSC nicht mehr als unverzichtbar betrachtet.

Ob der europäische Markt den Wildlachs aus Alaska auch ohne MSC-Label noch will, ist offen. Einzelne Abnehmer wie Globus in Deutschland haben sich bereits dagegen entschieden. Offen ist aber auch, ob der MSC den Ausstieg einer grossen Fischerei locker wegstecken kann. Jedenfalls versucht MSC derzeit alles, Alaska an Bord zu behalten, auch zum Dumpingpreis: Er offeriert der alaskischen Industrie einen Rabatt von 75% auf die Kosten für die Rezertifizierung (75'000 bis 150'000 Euro).

Ein intimer Branchenkenner meint: «MSC ist in Alaska jetzt tot. Die Branche sattelt um aufs Global-Trust-Zertifikat. Für den MSC mag das Aus in Alaska aber günstig sein. Denn bei der Rezertifizierung wäre die Schwäche seines Assessment-Verfahrens deutlich geworden.» Und Brendan May, MSC-Chef der ersten Jahre, kritisiert «die Lähmung und Bürokratie, welche der MSC-Führung innewohnt, seitdem sie von Leuten überfallen wurde, die sich mehr um Abläufe kümmern als ums Resultat».

Ob die in Alaska tätigen Giganten nach dem Wechsel zu Global Trust künftig nachhaltiger fischen, darf freilich bezweifelt werden.




Mehr Info: www.fair-fish.ch/blog/archive/2012/01/19/alaska.html