Keinmal Schlachtabfall gehackt, bitte!


Frankensteins Monster treibt auch in der industriellen Lebensmittelherstellung sein Unwesen. In den USA werden Schlachtabfälle mithilfe von Ammoniumhydroxid, das unter anderem für Waschmittel verwendet wird, zu «pink slime», einem rosaroten Fleischschleim, gemacht. Das klingt nicht gerade appetitlich und ist es auch nicht. Das Hackfleisch ist aber billig und wird deswegen besonders oft in Schulkantinen zu Burgern verarbeitet. Nun ist den Amerikanern die Lust auf «gestreckte» Burger gründlich vergangen.

Den Stein ins Rollen brachte der englische TV-Koch Jamie Oliver. In seiner Sendung «Jamie Oliver‘s Food Revolution», die sich für gesünderes Essen an amerikanischen Schulen einsetzt, steckte er Knochenfleisch und andere nicht für den Verzehr geeignete Fleischreste in eine Waschmaschine, um zu veranschaulichen, wie die Fleischfasern vom Fett getrennt werden. Dann zeigte er, wie die Masse mit Ammoniumhydroxid von Salmonellen und E-Coli-Bakterien befreit wird. Fast 260’000 geschockte Eltern und besorgte Fleischesser unterzeichneten darauf eine Petition, die vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium ein Verbot des Billig-Hackfleisches an Schulen verlangt. McDonald‘s und Burger King verzichten inzwischen auf den Fleischschleim. Das Ministerium hat seinen Verzehr zwar als sicher eingestuft, Appetit darauf hat die Bevölkerung trotzdem nicht mehr. Beef Products Inc., der grösste Produzent von «pink slime», musste drei seiner vier Betriebe vorübergehend, und vielleicht für immer, schliessen.

Die Konsumenten haben ein Recht, von den Auswüchsen der industriellen Fleischproduktion zu erfahren, sie haben ein Recht auf «echte» Nahrung. Sie können diesen Prozess aber auch entscheidend mitgestalten, indem sie Fleisch bewusst und sparsam konsumieren. Manchmal bedeutet Qualität eben auch Verzicht.


Jamie Oliver zeigt, wie «pink slime» gemacht wird:
http://www.youtube.com/watch?v=RBkwUt-bqIo