Was Filme wirklich brauchen

Die 45. Solothurner Filmtage sind mit einem neuen Publikumsrekord zu Ende gegangen. Was uns an dieser Werkschau des Schweizer Films so gefällt ist die Stimmung in den Sälen. Da werden nicht Filme zu Unterhaltungs- oder Informationszwecken konsumiert, sondern Werke betrachtet. Das Publikum geht mit, es gibt Applaus und nachher kann man mit Regisseuren und Darstellern diskutieren.

Die grossen Leinwände und vollen Säle tun vor allem den Dokumentarfilmen gut, die, wenn überhaupt, nur beschränkt in den Verleih kommen und die man deshalb oft nur auf dem Bildschirm zu sehen bekommt. Dabei verdienen wichtige Themen grosse Bilder und eine anschliessende Diskussion. Das hat man (fast) nur in Solothurn oder an vergleichbaren Festivals.

Drei Dokumentarfilme möchten wir Ihnen besonders ans Herz legen:

Dharavi: Slum for Sale von Lutz Konermann und Robert Appleby.
Das dichtest besiedelte Gebiet der Welt, der Slum Dharavi in Mumbai, soll nach einem neuen Konzept eines indischen Stararchitekten saniert werden, den bisherigen Bewohnern Gratis-Wohnraum bieten und dennoch Gewinn für private Investoren abwerfen. Ein Film über ein faules Ei des Kolumbus, das vor unseren Augen zerbricht.
http://www.cineman.ch/movie/2009/DharaviSlumForSale/review.html
http://www.hugofilm.ch/filme.php?f=Dokumentarfilm&lang=de

Die Frau mit den fünf Elefanten von Vadim Jendreyko
Swetlana Geier, die im Krieg aus der Sowjetunion nach Deutschland kam, ist mit wegweisenden Übersetzungen von Dostojewskis fünf grossen Romanen bekannt geworden. Dieser eindrückliche Film zeigt die minutiöse Arbeit am Text – «für das Schönste gibt es keine Worte» – und ihre bewegende Lebensgeschichte.
http://www.5elefanten.ch/Intro

Unser Garten Eden von Mano Khalil
150 Parzellen und 20 Nationen, das ist der Schrebergarten Bottigenmoos im Westen von Bern. Da prallen Festkulturen, Grillstile, Religionen, Hautfarben, Sprachen, Ordnungszwang und Freiheitsdrang aufeinander, dass es ein wahre Freude ist. Und über allem wacht ein streng-theatralischer italienischer Coiffeur, der Präsident dieser Schreber-UNO. Die Integration funktioniert, vielleicht gerade weil der Schweizer-Anteil bei zenn Prozent liegt.
http://www.mano.cms4people.de/filmographie.html


Alle drei Filme kommen in den Verleih. Spieldaten in der Lokalpresse oder unter www.cineman.ch
31. Januar 2010
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