Zu wahr für die Öffentlichkeit

Manchmal ist eine Geschichte zu stark, um sie erzählen zu können. «Eine wie wir», das bereits angekündigte Buch von Margrit Dieterle über ihre Arbeit mit Flüchtlingen, kann nicht erscheinen. Der Protagonist, ein Mann aus einer zentralafrikanischen Diktatur, wollte die wesentlichen Teile seiner erschütternden Geschichte aus dem Buch gestrichen haben. Er fürchtet nach wie vor um sein Leben und vor allem um das kleine Hilfswerk «Source de vie», das er mit Hilfe der Autorin Margrit Dieterle in Bénin aufgebaut hat. Das sind respektable Gründe.

Was er in seinem Heimatland erlebte, hat mich als Verleger nach Durchsicht der ersten Fassung des Manuskripts bis in die Träume verfolgt und auch dazu bewogen, die Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Welt soll wissen, wie es in Diktaturen mit demokratischem Deckmantel zu und her geht. Und die Schweiz soll vor allem wissen, aus welcher Welt die Flüchtlinge stammen und was es braucht, damit diese Menschen ein neues Leben finden. Margrit Dieterles mustergültiger Einsatz ist Beispiel für eine humanitäre Schweiz, deren Tradition langsam aber sicher verschwindet.

Ohne die Hölle, die der Protagonist erlebte, hängen die Himmelstüren, die sich durch den Einsatz der Autorin öffneten, ein bisschen in der Luft. Für Interessierte an der Flüchtlingsarbeit ist der Text dennoch interessant. Es ist zu hoffen, dass Margrit Dieterle ihr Zeugnis trotzdem veröffentlich, allenfalls in elektronischer Form. Entschieden hat sie sich noch nicht. Anfragen richten Sie bitte direkt an sie:
Margrit Dieterle, Wässermattweg 4, 5036 Oberentfelden, [email protected]

 
24. Mai 2013
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