Keine Mails – Kein Stress

Wie ein Unternehmer die Zeit entdeckt

Er wurde ausgezeichnet mit dem «Emerging Entrepreneur Award»; seine Beteiligung an der von ihm mitgegründeten Firma «Leonteq» ist seit dem Börsengang 2012 gute 40 Mio. Franken wert; als CEO der Firma, die mit der Softwareentwicklung für Derivate erfolgreich ist, bezahlt er sich ein Jahresgehalt von rund einer Million Franken; er ist 37 Jahre alt, verheiratet, Vater von zwei Töchtern und Chef von 340 Angestellten in Zürich und Singapur. Er arbeitet in Zürich und wohnt in Appenzell – Ausserrhoden, wohlverstanden!

Seine Führungsgrundsätze: «Lead, care, innovate, communicate.» Und weil in IT-Firmen «communication» e-mailen heisst, wird er mit über 800 Mails pro Tag zugemüllt. Wurde, um genauer zu sein. Genau das ist der Grund, weshalb sich Jan Schoch relaxt und gut gelaunt 60‘000 Kilometer im Jahr im Auto zwischen Appenzell und Zürich kutschieren lässt. Denn heute bekommt Schoch keine Mails mehr. Was besprochen werden muss, geschieht persönlich oder per Telefon. Vielleicht sollte er ins Wallis ziehen, so der «running gag» seiner Familie, dann hätte er im Auto mehr Zeit zum Lesen und Telefonieren. Seit seinem off-lining ist die Zahl der an ihn adressierten, auf seine Mitarbeiterin umgeleiteten Mails auf einen Zehntel gesunken – die Qualität der Kommunikation dafür gestiegen. Jan Schoch geniesst die gewonnene Zeit im Appenzellerland mit seiner Familie. Er hoffe, er gehöre zu jenen Ausserrhödlern, die in Innerrhoden akzeptiert sind, sagt er im Gespräch mit der Handelszeitung. Und schwärmt von seinem Hotelprojekt im Innerrodischen Gonten. Und die Moral von der Geschicht: Wer seine Tage nicht mit der Beantwortung von unnützen Mails vertrödelt, hat Zeit für die schönen Seiten des Lebens. Offline Sein ist der neue Luxus.




Mehr zum Thema finden Sie im Heft 135 Musse und Müssen
21. Januar 2015
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