An der Grenze: Ruhe ohne Grenzen

Schranken können einsperren, aber sie können auch befreien. Ruhe findet, wer sich abzugrenzen weiss gegen den Alltagsstress, der uns das einfache Sein manchmal so schwer erscheinen lässt. Bei einem Wanderwochenende in der Region des Clos du Doubs, dem jurassischen Hügelrücken inmitten der Flussschleife des Doubs, finden wir unsere Schranke. Vor dem alten Zollhaus Le Chaufour markiert eine Barriere den Grenzübergang zu Frankreich. Der bald 45-jährige Inhaber Roman wohnt hier alleine mit seinen zwei Katzen. In seinem Bed and Breakfast lässt er Gäste an der wohltuenden Abgeschiedenheit von Le Chaufour teilhaben.

Fast ein bisschen wie Yin und Yang fühlt es sich an: Roman – ein ehemaliger Hard-Rock-Musiker mit schneller Sprache und eiligen Schritten und sein Zollhaus – einsam und verankert in der Stille des Clos du Doubs. Der Energieausgleich scheint zu funktionieren. Am Abend sitzen wir gemeinsam mit unserem Gastgeber am Lagerfeuer im Garten, «wo das Jetzt allgegenwärtig ist», wie Roman sagt. Ohne Zweifel: die Stille, das Feuer und der fantastische Sternenhimmel lassen auch das Innere ruhig werden. Roman hat sich in Le Chaufour einen Kindheitstraum erfüllt. Als er im September 2011 in Münchenstein bei Basel seine Koffer packt, sucht er nicht nur die Herausforderung mit sich selbst, sondern auch mit der Natur. Besonders bei Schnee und Unwetter könne es ziemlich garstig werden, erzählt er. Letzten Winter mussten zwei Autos dran glauben.

Trotzdem fühlt er sich wohl fernab vom Puls der Stadt: «Inseln sind wichtig in unserer leistungsgetrimmten Gesellschaft. Hat man keine, steht man ständig unter Strom.» Auf der Ruheinsel auf 800 Metern über Meer finden auch unruhige Schläfer erholsamen Schlaf. Auch das Frühstücksbuffet am nächsten Tag enttäuscht nicht: Bei Roman sind Zopf und Konfitüre selbstgemacht – Ehrensache. Während wir noch gemütlich essen, ist unser Gastgeber bereits in den Startlöchern für eine Kajaktour. Wir lassen auf der Hängematte im Garten noch ein wenig die Seele baumeln und geniessen die Ruhe, bevor wir uns auf den Weg machen. Nicht aber, ohne uns vorher im Gästebuch zu verewigen. Unser Aufenthalt ist schnell zusammengefasst: «Dieser Grenzübergang führt ins Paradies.»


sleep and eat soubey
Roman Burkard
Le Chaufour 76b
CH-2887 Soubey
Tel: +41 32 955 15 03, www.sleep-and-eat-soubey.ch
20. Januar 2013
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