Internet: Von der Hoffnung zur totalen Manipulation

Bewegen wir uns auf eine Dystopie zu, wie Huxley selbst sie nicht düsterer hätte erfinden können? Der neue Sammelband "Schöne digitale Welt" von Bernhard Pörksen und Andreas Narr spiegelt die beunruhigenden Trends der digitalen Welt wider. Aber er gibt auch Anlass zur Zuversicht.

(Bild: Ashwin Vasvani / unsplash.com)

Das Zeitalter der Netzutopien ist zu Ende. Gerüchte und Falschnachrichten verbreiten sich in der digitalen Welt. Social Bots simulieren Meinungsströme. Troll-Armeen sind in sozialen Netzwerken unterwegs. Profi-Fälscher erstellen mit Hilfe von KI-Programmen realistisch erscheinende Deep Fakes. Und Polit-Propagandisten nutzen Datenanalysen, um einzelne Zielgruppen mit speziellen Propaganda-Postings zu bombardieren.

Die Hoffnungen, die das neue Medium einst auslöste, haben sich in die Dystopie der totalen Manipulation verwandelt. Aus Euphorie ist Ernüchterung geworden. Aber was ist beim Austausch der Zeichen eigentlich passiert? Und wie lässt sich der lähmende Aufklärungs- und Netzpessimismus überwinden? Was kann der Einzelne tun? Welche Aufgaben hat der Journalismus? Und wie könnte man Plattformen auf effektive Weise regulieren?

In der Neuerscheinung «Schöne digitale Welt» geben Richard Gutjahr, Sascha Lobo, Georg Mascolo, Miriam Meckel, Ranga Yogeshwar und Juli Zeh erhellende aber auch streitbare Antworten auf diese Fragen. Sie erklären den Medienwandel, analysieren die Neuerfindung unserer Informationswirklichkeit und machen deutlich, warum wir eine digitale Aufklärung brauchen, die sich von Horrorszenarien und Heilserwartungen gleichermaßen fernhält.
Ihre sachkundigen Analysen mögen in Teilen beunruhigend sein, aber sie schaffen auch ein Problembewusstsein, das es uns ermöglicht, diesen dystopischen Tendenzen entgegenzuwirken.

 

Bernhard Pörksen / Andreas Narr (Hrsg.): Schöne digitale Welt. Analysen und Einsprüche von Richard Gutjahr, Sascha Lobo, Georg Mascolo, Miriam Meckel, Ranga Yogeshwar und Juli Zeh. edition medienpraxis, 2020, 218 S. € 21.–

18. Januar 2020
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