Bernhard Fricke – Riesenjubiläum für den Öko-David

Die Münchner Umweltinitiative «David gegen Goliath» wird 25. Ein Vierteljahrhundert des unermüdlichen Kampfes gegen die Verdrängung, dessen Bedeutung im Fukoshima-Jahr 2011 erst richtig deutlich wird.

Schon 2006 hätte man auf Bernhard Fricke hören müssen. Der Anwalt und Aktivist blickte damals auf 20 Jahre «David gegen Goliath» zurück – die Bürgerinitiative, die er als Reaktion auf die Katastrophe von Tschernobyl gegründet hatte. «Dass in dieser Zeit kein grösserer Störfall eingetreten ist, grenzt an ein Wunder», sagte Fricke. «Atomenergie hätte in einer viel nachhaltigeren Form abgeschafft werden müssen. Wir haben unsere Gnadenfrist nicht genutzt.» 2011 feiert Fricke wieder ein Jubiläum, ein Vierteljahrhundert des unermüdlichen Kampfes gegen die Verdrängung. Es ist das Jahr der Atomkatastrophe von Fukushima, und sogar die Kanzlerin gibt unter dem Eindruck der schrecklichen Bilder neuerdings die Atomkraftgegnerin. Bernhard Fricke war viel belächelt worden von den «Vernünftigen» im Land. Er besetzte Bäume in der Münchner Innenstadt, setzte sich mit Stuhl und Tisch auf die Gleise eines ICE, um gegen die Politik der Bahn zu protestieren. Er nahm sein Lieblingsschaf Seraphina zu Sitzungen des Münchner Stadtrats mit und betreibt im Chiemgau eine Art Tierasyl mit Schafen, Schweinen, Eseln und Hunden, die «Sonnenarche».



Für manche ist der heute 60-jährige ein Politclown und Selbstdarsteller. Seine spektakulären Aktionen waren aber verzweifelte Versuche, überhaupt zu den abgestumpften Menschen durchzudringen. Wichtig ist Bernhard Fricke auch die Spiritualität – für ihn kein Gegensatz zu politischem Aktivismus. Sie ist nicht nur der tiefste Grund für sein ökologisches Weltbilds, sondern auch Antrieb, gegen Widerstände durchzuhalten. Auch für den kritischen Normalbürger ist Fricke ein unbequemer Zeitgenosse. Er lässt es uns nicht durchgehen, alle Verantwortung für die Umweltkatastrophe bei den Politikern abzuladen. «Die Krise sind wir», meint er und fordert uns auf, selbst aktiv zu werden. «Wenn uns etwas wirklich wichtig ist, müssen wir unseren Hintern hochkriegen, dann müssen wir ein Zeichen setzen.» Wie so oft in den letzten 25 Jahren, täten wir gut daran, auf ihn zu hören.



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