«Berufsdemonstranten» – ein Zukunftsmodell

André Gäbler ist ein professioneller Demonstrant, der für seine Tätigkeit Geld nimmt. Oft trifft man ihn vor dem Berliner Reichstag. Mit einem Plakat, auf dem z.B. steht: «Sparst du schon oder lebst du noch?»

Der Begriff «Berufsdemonstrant» wird meist von den Gegnern von Protestaktionen verwendet, um die Teilnehmer zu diffamieren. Anstatt anständig zu arbeiten, lungern die auf der Strasse rum und sind gegen alles. André Gäbler ist wirklich einer: ein professioneller Demonstrant, der für seine Tätigkeit Geld nimmt. Oft trifft man ihn vor dem Berliner Reichstag. Mit einem Plakat, auf dem z.B. steht: «Sparst du schon oder lebst du noch?» Es könnte auch etwas anderes drauf stehen, denn André ist auf Wunsch seiner Kunden für oder gegen (fast) alles. Gerade junge Leute nehmen seinen Service in Anspruch, denn ihnen fehlt oft die Zeit, selbst zu protestieren. Sie teilen André die gewünschten Parolen via Internet mit. Der Vorteil: Eine Einzelperson darf mit ihrem Schild auch in die Bannmeile um den Reichstag vordringen: Erst ab drei Personen muss eine Demo angemeldet werden. Ein Zukunftsmodell? Gegner von Protesten können sich Häme jedenfalls sparen. Die sind auch meist gekauft – für mehr Geld, z.B. von der Atomlobby.



Quelle: Spiegel

21. Juni 2011
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