Die Geheimarmee P26, aufgearbeitet in einem Roman

Peter Beutler, Der Bunker von Gstaad, emons-verlag, 2019, Buchbesprechung

Der als Sozialdemokrat aus dem kantonalbernischen Polizeikommando entlassene Justiz-hauptmann und spätere stadtbernische Polizeikommandant Sandro Nydegger beginnt nach zwei aussergewöhnlichen Todesfällen in Bern eine vertiefte Recherche mit Hilfe eines gesetzes-treuen Staatsanwaltes, Polizeiwachtmeisters und SP Berner Gemeinderats - gegen den erbitter-ten Widerstand von Sympathisanten und Mitgliedern der Geheimarmee P26 - , die schliesslich (leider nur) im Roman zu einer befriedigenden Aufklärung für die Leser*innen führt.

Die wichtigsten Gegenspieler sind der nationalistische Gemeinderat und Armeeangestellte Feldweibel Alois Hofstetter, der als Werkzeug unter dem Decknahmen Pinochio  des P26-Kadermitglieds Waldemar Wüest, alias Cäsar  in der Geheimarmee des Schweizer Komman-danten Eduard Kaplan, alias Ruben  zum Gehilfen von Terroranschlägen der von US-General Haig unterstützten europäischen Geheimarmeen und ihren ‚stehenden Heeren‘ im Nato-Gebiet wird.

Dieser polithistorische Kriminalroman des pensionierten Chemiedozenten, Erfolgsautor (zehn aktuelle Bücher) und langjährigen Sozialdemokraten Peter Beutler ist trotz der schon 1990 aufgedeckten Geheimarmee P26  und deren ‚offizieller Auflösung als kriminelle Organisation‘ immer noch ein spanender und lehrreicher Lesestoff, der zudem hervorragend dokumentiert ist.

Die Liste der reaktionären Kalten Krieger, Stabs-Offiziere, Politiker und Unterstützer der geschätzten 400 aktiven P-26-Mitglieder konnte (oder sollte) leider nie gefunden bzw. publiziert werden.  Der kreative, zeitkritische Autor und ehemalige Politiker führt uns in einer Kombination von Tat-sachenberichten und fiktiven Gesprächen zu den terroristischen Attentaten von 1980 am Bahn-hof Bologna, am Oktoberfest München, im Warenhaus Brabant bei Brüssel, der Entführung des Chefs der italienisch/cia-Geheimarmee Gladio / P2, Licio Gelli aus der Genfer Strafanstalt Champ-Dollon, der grotesken ‚Landesverteidigungsübung‘ vom November 1984  -  bis zum unaufgeklärten Mord am abtrünnigen UNA-Berufsoffizier Herbert Alboth alias Jules Abel.
Gestützt auf zahlreiche Medienberichte in Radio, Fernsehen und Printmedien wie NZZ, TA und WoZ zu den verschollenen Geheimakten der P26, bzw. trotz der Weigerung von Bundesrat und Ablehnung der Parlamentsmehrheit zur Aufklärung dieser Schweizer-P26 und CIA-Terrorakte, gelingt es Beutler  in seinem Kriminalroman eine glaubwürdige Geschichte mit fiktiven Haupt-figuren zu konstruieren.

Zahlreiche groteske Staatsschutz-Fichen belegen zudem den bornierten Verfolgungswahn der damaligen (und heutigen) Kommunistenhasser, Linkenfresser‘ und deren versteckter Gesinnungsfreunde und Unterstützer in Militär und Politik. Diese widerrechtlichen und wahr-heitswidrigen Verleumdungen führten zu zahlreichen faktischen Berufsverboten wegen angeb-lich ‚unmoralischen, staatsgefährdenden‘ Verhaltens wie z.B. der Verteidigung von Zivildienst-verweigerern, Alkoholismus oder ‚Hodenbaden‘ (alternative Empfängnisverhütung) .

Zeitgenossen, die sich eine spannende und leider immer noch aktuelle Übersicht zum Denken und illegalen Handeln von blinden Reaktionären und Dummköpfen verschaffen wollen, kann der Politkrimi von Peter Beutler ‚Der Bunker von Gstaad‘, wo sich die Zentrale der P26 im ‚Hotel Schweizerhof‘ befand, nur empfohlen werden.

                                           

21. September 2019
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