Die neue Nationale Sicherheitsstrategie der USA löst in Europa Schockwellen aus.
Das Dokument der Trump-Regierung kritisiert den „aktuellen Kurs Europas“ scharf und kündigt Widerstand gegen eine drohende „Auslöschung der Zivilisation“ an.

Besonders die Russland-Politik der EU wird als Ausdruck mangelnden Selbstvertrauens gegeisselt: Trotz Überlegenheit in Hard Power (ausser Atomwaffen) sehe Europa Russland als existenzielle Bedrohung.

Zentrales US-Interesse ist eine rasche Beendigung des Ukraine-Kriegs, um europäische Volkswirtschaften zu stabilisieren, Eskalation zu verhindern und strategische Stabilität mit Russland wiederherzustellen.

Der Krieg habe paradoxerweise Europas Abhängigkeit vom Ausland gesteigert – etwa Deutschlands Umweg über China für russisches Gas. Europäische Regierungen werden als instabil und demokratiefeindlich dargestellt, die den Friedenswunsch der Mehrheit ignorieren.

Russland wird in der Sicherheitsstrategie nur selten erwähnt und nie als Gegner oder Bedrohung bezeichnet – ein Bruch zur Vergangenheit. Die britische Russland-Expertin Ruth Deyermond (King’s College London) spricht von der grössten Politikverschiebung seit dem UdSSR-Zusammenbruch und warnt vor einer „unerschütterlich pro-russischen“ Haltung Washingtons.

Parallel fordert das Pentagon, dass Europa bis 2027 den Grossteil der konventionellen NATO-Verteidigung (Aufklärung, Raketen etc.) übernimmt. Bei Nichteinhaltung drohen US-Rückzüge aus Koordinierungsmechanismen. Europäische Diplomaten nennen die Frist unrealistisch, da Produktionsengpässe und fehlende Kapazitäten bestehen.

Die Sicherheitsstrategie markiert einen „America First“-Shift: Weniger globale Verpflichtungen, mehr Fokus auf die westliche Hemisphäre und Burden-Shifting an Verbündete. Für Europa stellt sich die Frage, ob die transatlantische Partnerschaft noch tragfähig ist.


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