WIDERSPRUCH zu "Staat und Krise"

In Anknüpfung an die Debatte über die „Rückkehr des Staates?“ werden in diesem Themenheft des Widerspruch mit über fünfundzwanzig Beiträgen einige Aspekte staatlichen Handelns in der Krise des Finanzmarktkapitalismus diskutiert. Im Fokus stehen die Rolle des Staates zur Stabilisierung und Sanierung der Finanzindustrie einerseits, die sozialen und politischen Folgen der Wirtschaftskrise sowie alternative Strategien der Krisenbewältigung und der Gegenhegemonie andererseits.

So fragt einleitend E. Altvater nach den Chancen eines ökologischen Keynesianismus, eines New Green Deal im "staatsgetriebenen Kapitalismus".
B. Sauer erörtert  Paradoxien feministischer Staatskritik und H. Melber  einige Ursachen des Staatsversagens in afrikanischen Ländern. H.-J. Bieling hält mit Blick auf Staats-Leitbilder  Brüche und Kontinuitäten im marktliberalen Diskurs fest. Während J.Wissel vor einer Rückkehr der Staatsillusion warnt, geht es
U. Brand nach den neoliberalen Angriffen auf den Sozialstaat um die zukünftige Perspektive des Staates im Post-Neoliberalismus. Und in Anbetracht der unter Druck geratenen Arbeitspolitik plädiert K. Dörre für ein neues kapitalismuskritisches Konzept der Arbeitssoziologie.

Staatsverschuldung ist nach D.Lampart für den Schweizer Staat  - im Vergleich  zum drohenden Staatsbankrott in einigen EU-Ländern -  kein Problem; statt der krisenverstärkenden Sparpolitik ist eine konjunkturpolitische Stabilisierungspolitik zu verfolgen. P. Rechsteiner fordert eine gewerkschaftliche Offensive zur Verteidigung der Arbeitnehmerrechte in Europa. Zur  Krisenüberwindung und für eine neue politische Zielsetzung der Linken in der Schweiz skizziert  H. Schäppi  sechs Leitlinien einer Strategie von unten. Auf  P.Sloterdijks versuchte Demontage des Steuerstaates antwortet W. Vontobel. Über den SGB-Frauenkongress zum Thema „Geschlechtergerechte Arbeitszeitmodelle“ berichtet T. Wüthrich.

Im Diskussionsteil werden von M. Vester die Potentiale eines wirtschaftlichen Pfadwechsels freigelegt und von P. Oehlke  wird die Aktualität demokratischer Verfassungspolitik (W.Abendroth) befragt. C.v. Werlhof stellt Paradigmen einer post-patriarchalen Zivilisation vor und W.Völker  zeigt die  "Auswege aus dem Kapitalismus" ( A.Gorz).  Der ausführliche Marginalien- und  Rezensionsteil sowie die Zeitschriftenschau schliessen dieses umfangreiche Heft ab.

Mehr Informationen unter :  www.widerspruch.ch
WIDERSPRUCH Heft 57, Staat und Krise, 208 S., 16 € - / SFr. 25.-


15. Februar 2010
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