Linke und Grüne für die Neutralitätsinitiative

Für die Volksinitiative für die «Wahrung der Schweizer Neutralität» hat sich bis jetzt vor allem die SVP stark gemacht. Gestern haben nun aber linksgrüne Politiker und Bürger in einem Aufruf der Neutralitätsinitiative ihre volle Unterstützung zugesichert.

Support für eine neutrale, friedensstiftende Schweiz kommt nun auch aus grüner und linker Seite. (Bild: shutterstocks)

Unter dem Titel «Aufruf von Linken und Grünen. Ja zur Die Neutralitätsinitiative!» proklamieren die Autoren: «Als Linke und Grüne sind wir überzeugt, dass das Lagerdenken in eine Sackgasse führt.» Mit der Neutralitätsinitiative wollen sie «die Schweizer Aussenpolitik von ihrem pro Nato-Kurs abbringen und zu einer internationalen und weltoffenen Neutralität hinführen.»

Die Autoren und Erstunterzeichner wehren sich, dass die Neutralitätsinitiative von den meisten Medien und Teilen der Grünen und Linken mehrheitlich als «rechtspopulistisch und isolationistisch gebrandmarkt» wird. In ihrer Proklamation zur Unterstützung der Neutralitätsinitiative bringen die Autoren denn auch linke, soziale Argumente ein: «In Kriegen bluten und leiden die Mittelschicht und die Armutsbetroffenen am allermeisten, während Waffenfirmen und deren Aktionäre massiv verdienen.»

Die Schweizer Neutralität ist mit Beginn des Ukraine-Russland-Kriegs arg in Bedrängnis geraten. Die grossen Parteien, mit Ausnahme der SVP, hatten eine einseitige Parteinahme zugunsten der Ukraine und eine Aufweichung der Schweizer Neutralität verlangt. Die Bundesversammlung gewährte dem Bundesrat die Option, Kriegsmaterial an die Ukraine zu liefern, obwohl sie sich im Krieg befindet. Ein No-Go für neutrale Staaten. Als solche gilt die Schweiz seit dem Haager Abkommen von 1907 offiziell.

Die Neutralitätsinitiative würde gegenüber der heutigen – nirgends festgelegten Praxis – den Vorteil haben, so der «Aufruf», dass sich die Schweiz auch nicht mehr an Sanktionen gegen Staaten beteiligen könne. Denn diese «willkürlichen Zwangsmassnahmen treffen die Bevölkerung, wobei die Armen und Schwachen — Frauen, Kinder, Alte — besonders darunter leiden.»

Verfasst wurde dieser Aufruf von Prof. Dr. Pascal Lottaz, Kyoto, Verena Tobler Linder, Ethnologin und Soziologin, Zürich, Prof. em. Wolf Linder, Politologe, Bern. Zu den Erstunterzeichnern gehören zahlreiche Politiker und Dozenten.

Die Sammelfrist für die Volksinitiative «Wahrung der schweizerischen Neutralität» endet am 8. Mai. Bis dann müssen 100 000 Unterschriften eingereicht werden.

Den vollen Text zum Aufruf der Linken und Grünen findet man hier.

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Zum Thema im Zeitpunkt ebenfalls erschienen: 

Wie halten Sie's mit der Neutralität? Leserumfrage Teil 1

Plädoyer für eine Neutralität der Besonnenen

Der steinige Weg zur Rückeroberung der Neutralität

Selenski fordert von Cassis die Aufgabe der Schweizer Neutralität

 

Kommentare

Die Verletzung der Neutralität ist kein Politikum

von juerg.wyss
Was viele nicht brücksichtigen: Wenn die Initiative scheitert, dann ist es vorbei mit der Neutralität. Was mich auch hier vielmehr stört, dass versucht wird, auf politischem Weg die Justiz auszutricksen. Wenn ein Politiker gegen die Verfassung handelt, dann macht er sich strafbar, genau wie du und ich. Die diplomatische Immenität schützt den Diplomaten bei diplomatischen Handlungen. Ihr aber alle glaubt, dass Diplomaten machen können, was sie wollen, weil sie Diplomaten sind. Dem ist nicht so!