Bedrohliche Folgen: Weichmacher

Weichmacher sind in fast allen Plastikprodukten. Im menschlichen Körper aber stören sie den Hormonhaushalt und können Krebs erregen.

Auch auf Tiere haben Weichmacher negative Auswirkungen. Im Wasser lebende Wirbeltiere sind besonders stark betroffen. Trotzdem sind wir täglich von Weichmachern umgeben. Ihr Name klingt harmlos – doch ihre Wirkung auf Mensch und Umwelt ist bedrohlich. Sie befinden sich in unserer Nahrung, im Trinkwasser, in Mamas Parfüm, im Griff von Papas Schraubenzieher, in Grossmutters Duschvorhang und in den Einhorn-Gummistiefeln, die extra für den Waldkindergarten der Kleinen gekauft wurden

Immer neue Stoffe auf dem Markt

Toxische Substanzen aufzuspüren ist nicht leicht. Die Liste gefährlicher Chemikalien, die in Kunststoffprodukten vorhanden sind, ist lang und kompliziert. Es kommen laufend neue Stoffe auf den Markt, deren Langzeitfolgen noch kaum erforscht sind. Viele Hersteller deklarieren die Inhaltsstoffe nicht ausreichend.
Weichmacher nehmen punkto Plastik eine besondere Stellung ein, weil sie in praktisch allen Kunststoffgegenständen vorkommen.
Die nachfolgend beschriebenen Weichmacher werden besonders häufig eingesetzt. Hier erfahren Sie, wie sie den Kontakt mit diesen drei gefährlichen Stoffgruppen vermeiden können.

BPA wirkt wie das Hormon Östrogen

Bisphenol A (BPA) hat für die Industrie nützliche Eigenschaften: Es macht Kunststoffe hart oder weich. Kein Wunder also, dass BPA die am häufigsten eingesetzte Industriechemikalie weltweit ist. Aber sie ist auch die am heissesten diskutierte: Wenn BPA über die Haut, die Atemwege oder den Mund in unseren Körper gelangt, wirkt es ähnlich wie das Hormon Östrogen.
Ob die Menge an BPA, die wir Durchschnittsschweizer täglich zu uns nehmen, gross genug ist, um ein Gesundheitsrisiko darzustellen, ist umstritten. In Tierversuchen jedenfalls, wirkte sich BPA negativ auf die Entwicklung von Gehirn und Geschlechtsorganen aus. Diabetes oder Herzkrankheiten können Folgen einer hohen BPA-Belastung sein. In vielen Ländern, darunter der Schweiz, ist BPA in Babyflaschen verboten. Für Spielzeuge und alle Kunststoffe, die in Kontakt mit Lebensmitteln sind, gibt es gesetzliche Grenzwerte.

Phthalate sind im Blut fast aller Menschen nachweisbar

Phthalate bilden eine weitere wichtige Stoffgruppe unter den Weichmachern. Auch sie stehen unter Verdacht, krebserregende, hormonähnliche und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften zu haben. Viele Phthalate werden für Lebensmittelverpackungen und Frischhaltefolie aus PVC eingesetzt. Da diese Weichmacher mit PVC aber keine chemische Bindung eingehen, lösen sie sich wieder leicht heraus. Ihre Spuren sind im Blut fast aller Menschen nachweisbar. Einige Phthalate stehen im Verdacht, Übergewicht zu verursachen. In einer Studie der Universität Leipzig nahmen Mäuse, die über ihr Trinkwasser das Phthalat DEHP aufnahmen, deutlich an Gewicht zu.

Gefährliche PAK entstehenbei jeder Verbrennung

Eine dritte Gruppe gefährlicher Weichmacher sind die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (pak). Zu finden sind sie beispielsweise in Kabeln, Gummistiefeln oder Wasserbällen. Pak können Lungen- und Hautkrebs fördern, das Erbgut verändern und entwicklungsschädigend wirken. Sie kommen auch in Erdöl und Kohle vor und entstehen bei jeder Verbrennung. So sind sie auch in Abgasen enthalten, in Tabakrauch oder gegrilltem Fleisch.   

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Tipps zum Umgang mit Weichmachern

• Verwenden Sie Trinkflaschen aus Glas oder Edelstahl. Herkömmliche Trinkflaschen aus Plastik enthalten meist BPA.
• Achten Sie beim Kauf von Schnullern auf den Aufdruck «BPA-frei».
• Vermeiden Sie den Kunststoff Polycarbonat (PC). Ist er zu alt und brüchig, kann er besonders viel BPA freisetzen.
• Erhitzen Sie Fertiggerichte niemals in der gekauften Packung. Mikrowellen lösen Weichmacher besonders leicht heraus.
• Vermeiden Sie Gegenstände aus PVC wie Plastikgeschirr, Folien, Tischdecken, Duschvorhänge usw. Achten Sie bei Baby-Produkten wie Bällen oder Wickeltischauflagen auf die Hinweise «PVC-frei» oder «Phthalat-frei».
• Tragen Sie Gummistiefel und Regenbekleidung nicht auf blosser Haut.
• Saugen, Wischen und Lüften Sie regelmässig, damit sich die im Hausstaub enthaltenen Weichmacher nicht ansammeln.
• Decken Sie Lebensmittel mit einem Unterteller oder einem Schneidebrett ab. Lässt sich Folie nicht umgehen, nutzen Sie welche aus Polyethylen, die auf Weichmacher verzichtet.
• Verzichten Sie bei Spielzeugen auf Billigprodukte. Sie enthalten oft viele PAK. Am besten steigen Sie auf Holzspielzeug um. (Vorsicht: Der Holzlack kann auch Weichmacher enthalten.)
• Vermeiden Sie Kunststoffprodukte, die stark nach Gummi oder Öl riechen. Dies könnte ein Hinweis auf eine hohe PAK-Belastung sein.

 

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Mehr zum Thema «weich | hart» im Schwerpunktheft 159

01. Februar 2019
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