Ich nehme an, Sie würden «ja» sagen. Die meisten Menschen wissen oder glauben, dass das Recht auf Leben heilig und unantastbar ist. Ich habe bewusst das Wort «die meisten» gewählt, denn manche Menschen denken anders – oder könnten anders denken. Wenn tatsächlich alle daran glauben würden, dass das Recht auf Leben heilig ist, gäbe es heute keine Kriege.
«Du sollst nicht töten.»
In den drei heiligen Büchern – ich meine sowohl die Bibel und die Tora als auch den Koran – betont Gott, dass das Recht auf Leben heilig und unantastbar ist. Dieses Recht wird von Gott gegeben, und jeder Mensch erhält es nur einmal. Zudem wird in diesen drei heiligen Schriften besonders hervorgehoben und ausgedrückt: «Du sollst nicht töten.»
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Ausserdem heisst es im dritten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: «Jeder hat das Recht auf Leben.» Zusammenfassend ist das Recht auf Leben unübertragbar, nicht beschränkbar und unentziehbar.
Warum ist das Ermorden ein Diebstahl?
Foltern, Korruption, Töten usw. sind nicht nur Verbrechen, sondern ebenfalls Formen des Diebstahls. Seit es Menschen gibt, existieren sowohl Straftaten als auch Strafen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurden unzählige Verbrechen begangen, und entsprechend viele unterschiedliche Strafen verhängt. In diesem Text möchte ich jedoch nicht auf Straftaten oder Strafmethoden eingehen, sondern soziologisch über den Begriff des Diebstahls sprechen. Über das Verhältnis von Verbrechen und Strafe könnten wir vielleicht an anderer Stelle ausführlicher diskutieren.
Ich bin der Meinung, dass der Diebstahl das grösste aller Verbrechen ist. «Klauen» klingt manchmal wie ein eher harmloses oder «kleineres» Delikt, doch genau hier beginnt das Kernproblem – ein Teufelskreis. Einfach gesagt bedeutet Stehlen: etwas zu nehmen, das jemand anderem gehört, und zwar ohne dessen Erlaubnis.
Ein Beispiel: Wenn man einen Menschen tötet, nimmt man ihm sein Recht auf Leben. Töten ist daher nicht nur ein Verbrechen, sondern auch ein Raub dieses Rechts – einer der schwersten denkbaren Diebstähle.
Man kann die Beispiele leicht erweitern: Lügen rauben einem Menschen sein Recht auf Wahrheit. Eine Lüge oder ein Betrug ist also nicht nur eine Täuschung, sondern ebenfalls eine Form des Diebstahls.
Wenn ein Politiker korrupt handelt, stiehlt er der Gesellschaft ihre Zukunft. Und wenn man einen Menschen foltert, raubt man ihm seine Würde. Folglich sind all diese Handlungen nicht nur Verbrechen, sondern zugleich Formen des Diebstahls.
Wehrpflicht
Abschliessend stellt sich eine grundlegende Frage: Wie ethisch und moralisch vertretbar ist es, jemanden zu verpflichten, etwas Verbotenes zu tun – insbesondere, wenn das Recht auf Leben als heilig gilt?
Wie legitim ist es, eine Person zu zwingen, einen anderen Menschen zu töten, zum Beispiel durch die Wehrpflicht? Selbst wenn es gesetzlich legitim erscheint – wie steht das im Widerspruch zu: «Du sollst nicht töten»?