Die «Mohren» haben nicht ausgedient
Im Niederdorf in der Altstadt Zürichs, dürfen jetzt die Inschriften «Zum Mohrenkopf» und zum «Mohrentanz» abgedeckt werden, wie das Bundesgericht in Lausanne entschieden hat. Für die Behörden der Stadt Zürich liegt im Begriff «Mohr» eine rassistische, abwertende und diskriminierende Bedeutung, spätestens seit der Zeit des transatlantischen Sklavenhandels im Kontext der «Rassentheorie». Als ich im Niederdorf wohnte und arbeitete beachtete ich diese Inschriften und Bilder nie.
Foto: Heinrich Frei
Foto: Heinrich Frei

Gerichte sollten sich meiner Meinung nach um andere Dinge kümmern als um diese Inschriften: Zum Beispiel um die widerrechtliche Unterbringung von Flüchtlingen in unterirdischen Zivilschutzanlagen in der ganzen Schweiz. Menschen aus Afghanistan, Afrika, Syrien usw. leben in Bunkern in einem der reichsten Länder der Welt in dem Bürger über 500’000 Zweitwohnungen besitzen, die zum grössten Teil des Jahres leer stehen. Nach dem Baugesetz ist das Wohnen in unterirdischen Verliessen verboten. Jeder Wohnraum muss eine Fensterfläche von 10 Prozent der Bodenfläche aufweisen.

(Siehe: Keine Unterbringung von geflüchteten Kindern und ihren Familien in Luftschutzbunkern! – IFOR Schweiz – MIR Suisse)

Heilkundige aus dem Mohrenland brachten uns die moderne Medizin

Zu erinnern ist, die Bezeichnung Mohr wurde auch anerkennend genutzt. Es erinnerte an die Heilkundigen aus dem Mohrenland, aus Nordafrika, Arabien und Spanien die uns die moderne Pharmazie brachten. Darum gab es die Mohrenapotheken. Die Araber entwickelten im Nahen Osten und auch in Spanien ein medizinisches Spezialistentum und eine Krankenpflege von einer Qualität, wie sie im Westen erst im 19. Jahrhundert wiederzufinden waren. Die Medizin hatte dort schon eine gewisse naturwissenschaftliche Grundlage. Die Mediziner aus dem Morgenland waren damals besser als die Ärzte in Europa die oft immer noch quacksalberten.

Das zeigte sich auch, während der Pest die Europa heimsuchte. Der Reformator Johannes Calvin (1509 – 1564), meinte zwar die Pest sei nicht Gottes Werk wie viele glaubten, sondern sei eine Verschwörung böser Menschen. Unter Calvin wurden diese «bösen Menschen» gefoltert und wegen Pestverbreitung in Genf zum Tode verurteilt. Die Medizin in Europa war damals geprägt von Aberglauben.

Im Tagblatt der Stadt Zürich, schrieb der Redaktor Jan Stobel: «Die Mohren» haben ausgedient». Haben sie ausgedient?

Nicht ausgedient haben schwarze, braune, gelbe und weisse Menschen die in Minen, auf Kaffee- und Kakaoplantagen arbeiten oder Orangen für uns in Süditalien und Spanien pflücken. Fairtrade-Produkte, die mit gerechten Löhnen und guten Lebensbedingungen für uns produziert werden, fristen immer noch ein Nischendasein in den Läden. – Wir wollen günstig einkaufen. –

Konzernverantwortungsinitiative

Die Konzernverantwortungsinitiative, über die wir bald in der Schweiz abstimmen können, möchte auch die Lebensbedingungen der Frauen und Männer verbessern, die für uns Orangen pflücken, Kaffee- und Kakaobohnen anpflanzen und für unsere Handys seltene Erden in Minen ausbuddeln.

Die Koalition für Konzernverantwortung setzt sich für verbindliche Regeln ein, die Schweizer Unternehmen zur Verantwortung für Menschenrechte und Umweltschutz verpflichten.

Hintergrund

Die Koalition für Konzernverantwortung wurde 2011 in der Schweiz gegründet und besteht aus über 90 Menschenrechts- und Umweltorganisationen sowie Hilfswerken. Ihr Ziel ist es, internationale Konzerne mit Hauptsitz in der Schweiz dazu zu bringen, Verantwortung für ihr Verhalten gegenüber Menschen und Umwelt zu übernehmen.

Aktuelle Initiativen

Im Jahr 2025 hat die Koalition eine neue Volksinitiative (KVI 2.0) lanciert, nachdem die erste Initiative im Jahr 2020 am Ständemehr gescheitert war. (Die Initiative wurde damals von einer Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Bürger in der Schweiz angenommen, aber eine Mehrheit der Kantone, der Stände lehnte sie ab) Die neue Initiative fordert verbindliche und international abgestützte Regeln, die sicherstellen, dass Schweizer Unternehmen weltweit Menschenrechte und Umweltstandards respektieren.

Die zweite Konzernverantwortungsinitiative die erst Anfang dieses Jahres, 2025 lanciert wurde, ist in Bern am 27. Mai 2025 von der Koalition für Konzernverantwortung mit über 287’000 Unterschriften eingereicht worden.

Ziele der Initiative:

Unternehmen sollen verpflichtet werden, Sorgfaltspflichten in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz einzuhalten, sowohl im Inland als auch im Ausland.

Eine unabhängige Aufsicht soll die Einhaltung dieser Vorgaben überprüfen.

Unternehmen sollen für Schäden, die sie verursachen, haftbar gemacht werden, und Betroffene sollen die Möglichkeit haben, vor Gericht Klage zu erheben. 

screenshot

Screenshot Website Konzernverantwortungsinitiative

 

Heinrich Frei

Heinrich Frei
Heinrich Frei

Ich bin in der Schweiz, in Biel im Kanton Bern aufgewachsen und habe dort eine Lehre als Hochbauzeichner absolviert. Anschliessend arbeitete ich in Grenchen bei einem Architekten als Zeichner und Bauführer. Vom Herbst 1961 an war ich in verschiedenen Architektenbüros in Zürich tätig und ab 1987 Projektleiter für Hochbauten bei den Schweizerischen Bundesbahnen. Von 1961 bis 1966 studierte ich am Abend Technikum Zürich und schloss mit dem Diplom Architekt HTL ab.

Seit 2003 bin ich pensioniert. In der Freizeit bin ich bei Friedensorganisationen engagiert und seit über 20 Jahren bei Hilfswerken, die in Somalia tätig sind. Heute bin ich im Vorstand der Organisation . Zudem verfasse ich Texte zu den verschiedensten Themen. Meine Texte erscheinen unter anderem auf dem Blog ifor-mir.ch

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