Diesen Film dürfte es eigentlich gar nicht geben

Dass «Der Sommer im Winter» am 14. Mai in Badenweiler bei Freiburg Premiere hat, verdankt er über 2000 Menschen, die zu den Produktionskosten beigetragen haben. Der Film zeigt die grossartige Arbeit von vier Bäuerinnen aus dem Hochschwarzwald, die mit überliefertem Wissen Gärten pflegen, die man in dieser Höhenlage kaum für möglich hält.

«Der leise Film» ist das Markenzeichen des deutschen Dokumentarfilmers Karl-Heinz Heilig. Die langen Einstellungen, die Momente des Schweigens während der Interviews und die geduldige Beobachtung entfalten eine Magie, wie man sie im Kino sonst nie zu sehen bekommt, und am Fernsehen erst recht nicht. Mit Dokumentarfilmen im harten Filmgeschäft eine ausgeglichene Rechnung zu erreichen, ist heute nicht mehr möglich. Deshalb würde es diesen Genre ohne Förderung gar nicht geben.


Damit in Deutschland ein Film aber an Fördergelder herankommt, muss er bei einer grossen TV-Anstalt einen Sendeplatz erhalten. Und um einen Sendeplatz zu erlangen, müssen strenge Vorgaben eingehalten werden, damit die Zuschauer ja nicht wegzappen: Schneller Schnitt, viel Action, verschärfte Konflikte, emotionaler Druck und eine Tendenz zum Voyeurismus. Karl-Heinz Heilig illustriert dies an einem Beispiel: Wenn geweint wird, geht die Kamera in einem marktgerechten Dokumentarfilm nah heran und zeigt die Tränen möglichst noch in Grossaufnahme. Er dagegen wendet die Kamera ab und lässt den Zuschauer seine eigenen Bilder entwickeln. Wie beim Lesen.
Heiligs Filme entwickeln eine eigene Intensität. Sie erklären wenig, lassen die Figuren erzählen. Die zurückhaltende Arbeitsweise lässt seine Protagonisten Aussagen machen, nach denen man mit einem Drehbuch gar nicht fragen könnte.

Damit Karl-Heinz Heilig und seine Partnerin Ulla Haschen ihre Filme zum weiten Thema «gelebte Menschlichkeit» drehen können, haben sie eine Fördergemeinschaft mit zur Zeit mehr als 2000 Sponsoren aufgebaut. Ihnen werden die neuen Projekte vorgestellt, die nach der Sicherung der Finanzierung realisiert werden. So sind schon sechs grosse Dokumentarfilme entstanden.
Auch bei der Vorführung gehen Heilig und Haschen neue Wege. Da ihre Filme nicht im Verleih sind, organisieren sie ihre Vorführungen selber, in Begegnungszentren, Sälen und Kirchen, meist in Zusammenarbeit mit Leuten vor Ort.


Nach vier Produktionsjahren hat der neue Film «Der Sommer im Winter» nun am 14. Mai in Badenweiler bei Freiburg i.Br. Premiere. Er handelt von vier älteren Frauen, die im Hochschwarzwald auf kargem Boden und trotz klimatischen Nachteilen Gärten mit erstaunlicher Fruchtbarkeit kultivieren. Hunderte von Menschen werden zur Premiere dieses Films kommen, den wir selber noch nicht sehen konnten. Trotzdem empfehlen wir Ihnen den Ausflug ins Markgräflerland – nicht nur, weil der Zeitpunkt Mediensponsor ist.



Der Sommer im Winter. Dokumentarfilm von Karl-Heinz Heilig und Ulla Haschen.
Premiere: 14. Mai 2011, 19.00 Uhr Kurhaus Badenweiler, Kaiserstr. 5, Badenweiler.
Eintritt 35 €. Mit grossem Festprogramm.
Im Rahmenprogramm tagsüber: Fotokurs mit der Lochkamera, Kochkurs eines Drei-Gang-Kräutermenus und Skizzieren auf dem Skulpturenweg in Badenweiler.

Infos und Anmeldung: Karl-Heinz Heilig, Film- und Medienproduktion, Quellenweg 83, D-26129 Oldenburg, Tel. +49 (0)441 - 73456. www.heilig-film.de
17. April 2011
von:

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Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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