«Die Demokratie in den USA steht kurz vor ihrer endgültigen Beseitigung»

Der Ökonom und Publizist Paul Craig Roberts analysiert die Entwicklungen während der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl und prognostiziert eine düstere Zukunft für sein Land.

Sinnbild des «freien Amerika» – das Lincoln Memorial in Washington ©Kelli Dougal/Unsplash

Derzeit wird in der internationalen Presse viel darüber spekuliert, ob Donald Trump im Falle einer Niederlage bei der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl bereit sein wird, seinen Platz im Weissen Haus friedlich und ordnungsgemäss zu räumen. Einige Blätter gehen in ihren Prognosen so weit, eine militärische Option in Erwägung zu ziehen, andere räumen zumindest mögliche Turbulenzen bei einer Amtsübergabe an den Demokraten Joe Biden ein. Fast allen Veröffentlichungen ist gemein, dass sie Biden schon jetzt als klaren Sieger favorisieren.

«Die US-Öffentlichkeit erkennt leider nicht, in welchem Ausmass viele Institutionen einer einst freien Gesellschaft schon gekapert wurden und wie bedroht die Freiheit ist.»

Am Donnerstag vergangener Woche sah sich der Senat, in dem die Republikaner die Mehrheit halten, genötigt, eine Resolution mit einem Bekenntnis zur friedlichen Machtübergabe zu verabschieden und damit ein Statement abzugeben, das Trump wiederholt gegenüber Journalisten verweigert hatte. Noch tags zuvor hatte der Präsident auf eine entsprechende Frage im Rahmen einer Pressekonferenz den staunenden Medienvertretern gegenüber geantwortet: «Wir müssen abwarten, was passiert.»

In den letzten fünf Wochen bis zum Wahltag am 3. November tobt die übliche Schlammschlacht: Die Demokraten werfen Trump Steuerbetrug vor, der wiederum verlangt von seinem Widersacher Biden die Vorlage eines Urintests und beschuldigt ihn, leistungssteigernde Medikamente zu konsumieren.

Einen Einblick hinter die Kulissen der medialen Tumulte lieferte kürzlich der Ökonom und Publizist Paul Craig Roberts. Unter dem Titel «Amerikas Farbrevolution» scheibt er auf seiner Webseite: «Ich habe Beweise dafür geliefert, dass der Militär- / Sicherheitskomplex unter Verwendung der Medien und der Demokraten beabsichtigt, die Wahlen im November in eine Farbrevolution umzuwandeln.»

Die Medien tun laut Roberts alles, um Trump aus dem Oval Office zu vertreiben, auch für den Fall, dass er regulär eine Stimmenmehrheit erhielte und für eine zweite Amtszeit gewählt würde. «Die US-Öffentlichkeit erkennt leider nicht, in welchem Ausmass viele Institutionen einer einst freien Gesellschaft schon gekapert wurden und wie bedroht die Freiheit ist.»

«Sollte Trump als Sieger aus der Wahl hervorgehen», prognostiziert Roberts, «werden die inzwischen kampferprobten Bewegungen Antifa und Black Lives Matter erneut auf die Städte der USA losgelassen. Die Medien und die Demokratische Partei werden deren Gewalt damit rechtfertigen, dass sie uns damit aus der Gewalt eines Tyrannen befreien. Und die CIA wird dafür sorgen, dass sich die ‹revolutionäre Gewalt› durchsetzt».

Roberts sieht als «Drahtzieher» die CIA und den Think Tank «National Endowment for Democracy» in den USA am Werke, nachdem diese Organisationen zuvor federführend die sogenannten Bunten Revolutionen initiiert und befeuert hatten, mit denen weltweit jene Kräfte beseitigt wurden, die dem US-Sicherheitskomplex im Weg waren.

Das heisst nicht, dass man ein Befürworter Donald Trumps sein muss. Aber genauso wie der «freie Westen» stets mit dem Finger auf unliebsame Staaten zeigt und denen Wahlmanipulation vorwirft, genauso muss im Falle der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen ein Blick auf die Korrektheit des Prozederes geworfen werden. Diese Rolle scheinen die westlichen Medien in ihrer einerseits blinden Wut auf Donald Trump und in der andererseits völlig kritiklosen Haltung durch ihre bedingungslose Gefolgschaft Joe Bidens schon längst ad acta gelegt zu haben.

Dementsprechend befürchtet Roberts: «Die Demokratie in den USA steht kurz vor ihrer endgültigen Beseitigung, die Medien der Welt werden ihren Untergang aber als erfolgreichen ‹Tyrannensturz› begrüssen.»

29. September 2020
von:

Kommentare

Wer beseitigt die Demokratie?

von Giordano45
Dass ein solcher Artikel Eingang in den "Zeitpunkt" gefunden hat, ist für mich mehr als erstaunlich. Die soeben verstorbene Bundesrichter Ginsburg warnte 2016 eindringlich vor der Wahl Trumps. Amerikas berühmtester Psychiater Otto Kernberg hat Trump als eine "unmoralische, kleinkarierte, arrogante Person" beschrieben, "einen Mann, der kenntnislos, ungebildet und impulsiv reagiert. Er zeigt eine exzessive Aggressivität im Politischen, ausserdem lügt er wie gedruckt, und wenn er geht, hat er dieses verachtend Grossartige. Ich halte diesen Mann politisch gefährlich." Der TV-Schreikampf gestern lieferte dafür perfekten Anschauungsunterricht. Mit diesem Artikel geht der "Zeitpunkt" mit der Weltwoche einig, die sich nichts sehnlicher als eine Wiederwahl Trumps wünscht. Enttäuschend ...