Die Entwicklungsländer tragen unsere Umweltschäden

Der von den Industrieländern in der Dritten Welt verursachte Umweltschaden wiegt, monetarisiert, schwerer als die Summe aller Auslandsschulden der Drittwelt-Staaten. Eine Studie zeigt, wie ungleich Ursache und Wirkung verteilt sind.

Ein internationales Forscherteam hat untersucht, wie sich die ökologischen Auswirkungen auf die gesamte Welt verteilen – und zwar getrennt auf Länder mit hohem, mittlerem und niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. Dazu wurden Daten von 1961 bis 2000 analysiert und zwar für sechs verschiedene Bereiche: den Klimawandel durch Treibhausgas-Emissionen, die Verarmung der Ozonschicht, die Intensivierung der Landwirtschaft, die Zerstörung der Wälder, die Überfischung und den Verlust von Mangrovenwäldern.

Für jeden dieser Bereiche schlüsselt  die von der US-Akademie der Wissenschaften (www.pnas.org) veröffentlichte Studie auf, welche Schäden eine bestimmte Einkommensgruppe in der betrachteten Zeit verursachte und wie sich die Auswirkungen davon auf die anderen Einkommensgruppen verteilen. Dabei rechnen die Forscher in "internationalen Dollar", einer an die lokale Kaufkraft angepassten Währung.

Insgesamt haben die unerfreulichen Veränderungen – und zwar nur in den sechs betrachteten Kategorien – Verluste von 47 Billionen Dollar verursacht. Den Löwenanteil, nämlich 60 Prozent, daran mussten die Länder mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen (z.B. Indien und China) tragen. Auf die Länder mit niedrigem und hohem Einkommen entfielen je 20 Prozent.

Nun ist es allerdings so, dass derselbe Betrag einen Grossverdiener weniger stört als einen Geringverdiener. Wenn man deshalb berücksichtigt, dass der gleiche Pro-Kopf-Schaden bei Menschen mit niedrigerem Einkommen natürlich weit höhere Auswirkungen zeigt als beim durchschnittlichen Bewohner eines Industriestaates, dann verzerrt sich das 20-60-20-Verhältnis sehr stark: Nur noch drei Prozent der so gewichteten Schäden entfallen auf die Industriestaaten, während die unterentwickelten Länder 45 Prozent verkraften müssen.


Matthias Gräbner auf telepolis.de
(Ganzer Text)

29. Januar 2008
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