Hilfe aus dem Koffer

Gute Menschen gibt es überall

Wir teilen gern mit den Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern – und zwar unseren ungesunden Lebensstil samt seinen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herzproblemen. Unser funktionierendes Gesundheitswesen behalten wir dagegen lieber für uns. Dort allerdings ist der nächste Arzt weit entfernt und viel zu teuer. So können im Grunde harmlose Krankheiten zum Todesurteil werden. Hilfsorganisationen vor Ort, die sich um die Versorgung der Kranken bemühen, stossen oft an ihre Grenzen: zu wenig Ärzte, zu grosse Entfernungen, zu geringes Budget, um regelmässig notwendige ärztliche Untersuchungen durchzuführen.


Seit Dr. Timm Schneider auf seiner Hochzeitsreise 2010 die Bedürftigkeit auf den Dörfern Südindiens gesehen hat, engagiert er sich ehrenamtlich für den Verein Samhathi. Es war ein Sprung ins kalte Wasser für ihn, wie er berichtet – doch er konnte mit seinen Ansätzen bereits vielen Menschen helfen. Mit dem Projekt «Ärzte für Kerala» lädt er Berufskollegen zum Einsatz vor Ort ein, mit einem Patenschaftsprojekt vermittelt er Unterstützung für chronisch Kranke. Im Gespräch mit einem Fachmann aus der Medizininformatik kam ihm jetzt die Idee für eine «mobile Diagnostikeinheit», die den Zugang der von Samhathi betreuten Patienten zur medizinischen Versorgung wesentlich erleichtern soll – mit Hilfe der Telemedizin. Denn Krankenschwestern und Gesundheitshelfer vor Ort erkennen zwar oft, dass bei einem Patienten möglicher Handlungsbedarf besteht – können die Situation aber ohne weitere Hilfsmittel nicht richtig einschätzen.


«mTriage» ist ein Koffer, der mit einem robusten Computer und einfach zu bedienenden Messapparaten zur Ermittlung von Herz-, Blutdruck-, Blutzucker und Cholesterinwerten ausgestattet ist. Die Helfer vor Ort erhalten nach Erfassung der Patientendaten eine computerbasierte Bewertung, die über die Dringlichkeit des weiteren Vorgehens informiert: Kann ambulant geholfen oder muss der Patient ins Krankenhaus? Über Mobilfunk kann im Notfall sofort der Kontakt zu einem Facharzt hergestellt werden. Ist es weniger dringlich, werden die Daten in der «Homebase» ausgewertet und an den Arzt übermittelt, der dann seine Behandlungsempfehlungen darauf abstimmen kann. Aktuell startet die halbjährige Testphase. Wenn sich der Telemedizin-Koffer bewährt, wäre es ein innovativer und kostengünstiger Ansatz für Hilfsorganisationen weltweit, die Versorgung von Kranken zu verbessern.   


www.samhathi.org/de
17. August 2016
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