Solarenergie in der Schweiz nimmt zu – wir brauchen aber 20-mal mehr

Insgesamt sind in der Schweiz mittlerweile Solarpanels mit einer Leistung von nahezu 2,5 Gigawatt installiert. Sie decken knapp vier Prozent des landesweiten Strombedarfs ab. Stark zugelegt hat 2019 der Ausbau von Grossanlagen, wie aus einem Bericht von Swissolar hervorgeht.

Erfreuliche Nachrichten: Die Verkaufszahlen der Photovoltaik (PV) stiegen gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 332 Megawatt, was etwa einer Fläche von 310 Fussballfeldern entspricht, das sind zirka 2 Mio. Quadratmeter neu installierte Module. Der Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz lag 2019 bei 3.8 Prozent (2018: 3.4 Prozent). Damit konnte der Wachstumstrend des Vorjahrs weitergeführt werden. Aber der Zubau liegt immer noch unter dem bisher höchsten Wert von 2015 mit fast 340 Megawatt.

Anfang Juli veröffentlichte der Schweizerischer Fachverband für Sonnenenergie Swissolar die Markterhebung Sonnenenergie 2019, abgesegnet vom Bundesamt für Energie (BFE). Darin steht auch, dass eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr in fast allen Grössenkategorien festzustellen ist. Besonders bei den grössten Anlagen über ein Megawatt, wo ein Zuwachs der neu installierten Leistung um den Faktor neun zu verzeichnen war. Die durchschnittliche Anlage war 22.5 Kilowatt gross, gegenüber 19.4 Kilowatt im Jahr 2018. Es zeigt sich ein Trend zu grösseren Anlagen in allen Kategorien.

Aufgeteilt nach der Art der Anlagen legten fast alle Marktsegmente zu. Mit 39 Prozent in Bezug auf die Leistung war der Zuwachs bei Anlagen auf Industrie- und Gewerbebauten besonders hoch. Offensichtlich erkennen immer mehr Inhaber solcher Betriebe die Möglichkeit, einen Teil ihres Strombedarfs mit Solaranlagen auf dem eigenen Dach zu erzeugen.

 

Jährliche Verkäufe von Photovoltaikanlagen in der Schweiz in Kilowatt Leistung. Gut erkennbar ist das rasche Wachstum nach 2010, ausgelöst durch die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). 2016 und 2017 wurden nur noch Kleinanlagen gefördert, während 2018 die ersten Auswirkungen der Energiestrategie 2050 sichtbar werden. Datenquelle: Markterhebung Sonnenenergie 2019.


Die Anzahl verkaufter Batteriespeicher war etwas tiefer als im Vorjahr, aber dafür nahm die neu installierte Speicherkapazität um fast 40 Prozent zu. Die durchschnittliche Speichergrösse lag bei 13.5 Kilowattstunden gegenüber 9.1 im Vorjahr. Rund 15 Prozent der neu installierten PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern werden mit einem Batteriespeicher kombiniert.

Der Zubau müsste auf mindestens 1500 Megawatt pro Jahr steigen.

Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 hat die Schweiz Ja zum Ausstieg aus der Atomenergie gesagt, und in Umsetzung des Pariser Klimaprotokolls hat der Bundesrat die Dekarbonisierung unseres Landes bis 2050 beschlossen. Beide Ziele können aus Sicht von Swissolar nur mit einem massiven Ausbau der Solarenergie auf rund 50 Gigawatt mit einer jährlichen Stromproduktion von 45 Terawattstunden erreicht werden. Heisst: Innerhalb von nur 30 Jahren müssen wir das 20-fache der heute installierten Leistung zubauen. Dazu müsste der jährliche Zubau innert den nächsten Jahren auf mindestens 1500 Megawatt pro Jahr steigen, was dem 4- bis 5-fachen des heutigen Zubaus entspricht.

Zur Erreichung dieser Ziele braucht es gezielte Fördermassnahmen für grosse Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch (z.B. auf Landwirtschafts-, Gewerbe- und Bürogebäuden), wozu die vom Bundesrat im Rahmen der Revision des Energiegesetzes (EnG) vorgesehenen Ausschreibungen dienen können. Swissolar ruft Bundesrat und Parlament auf, diese Gesetzesänderung rasch umzusetzen. Zudem braucht es eine schnelle Revision der kantonalen Energiegesetze gemäss MuKEn 2014, die unter anderem eine Pflicht zur Eigenstromproduktion für Neubauten und den Einsatz erneuerbarer Energien bei Heizungssanierungen vorsieht. Diesbezüglich stehen wichtige Entscheide in den Kantonen Aargau, Zürich, St. Gallen und weiteren bevor.
 
> zur Markterhebung Sonnenenergie 2019