Und sie schaden doch!


Eine Langzeitstudie mit Ratten an der französischen Universität Caen*) belegt, dass Roundup-toleranter Gentech-Mais schon nach vier Monaten schwere gesundheitliche Schäden hervorruft.

Nur Wochen nachdem eine aufwändige Nationalfondsstudie zum Schluss gekommen ist, dass grüne Gentechnik nur geringe Risiken birgt, zeigt die französische Studie, dass Tumore, chronische Nierenprobleme und weitere ernste gesundheitliche Probleme bei den mit Gen-Mais gefütterten Ratten wesentlich häufiger auftreten als bei der Kontrollgruppe.
Auf den ersten Blick ist es erstaunlich, dass vergleichbare Studien bislang immer auf 90 Tage oder weniger beschränkt waren, während die Studie mit den Ratten in Caen über ihre gesamte Lebenszeit von rund zwei Jahren lief. Die ersten ernsthaften Probleme sind denn auch erst nach vier Monaten aufgetreten.
Doch wenn man weiss, dass Agrokonzerne wie Syngenta und Monsanto sich nur von ihnen genehmen Forschern in die Karten schauen lassen und mit diesen Publikations- und Mitspracherechte schriftlich vereinbaren, kann man sich vorstellen, weshalb aussagekräftigere Studien bislang Mangelware sind. Kommt hinzu, dass sich nationale und internationale Zulassungsstellen ebenfalls mit 90-Tag Studien zufrieden geben.

Nationalfonds: Risikostudien nicht berücksichtigt

Laut der französischen Studie sind bei den männlichen Ratten nach vier Monaten die ersten Tumore aufgetreten, bei den Weibchen nach sieben Monaten. Allerdings wurde die grösste Anzahl an Tumoren nach 18 Monaten registriert.
Rund 50 Prozent der Männchen und 70 Prozent der Weibchen sind vorzeitig gestorben, verglichen mit 30 Prozent und 20 Prozent in der Kontrollgruppe.Die Nationalfondsstudie zu «Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen» stützte sich auf 30 durchgeführte Forschungsprojekte und drei ausführliche Analysen einer Vielzahl von Studien aus dem Ausland. Allerdings beschäftigte sie sich in erster Linie mit dem möglichen Nutzen, und kaum mit den Risiken die von Gentech ausgehen. Forschungsprojekte, die solche Risiken genauer untersuchen wollten, wurden schlicht nicht in das Programm aufgenommen. Langzeitstudien zu den Risiken fanden jedenfalls keine statt.
Sicher hat auch die französische Studie ihre Schwächen, doch der internationale Sturm der Empörung der in den letzten Wochen gegen die französischen Wisssenschafter und ihre Studie losgetreten wurde lässt vermuten, dass viel Geld auf dem Spiel steht. Dass die verwendete Rattenart im späteren Leben ohnehin zur Entwicklung von Tumoren neigt ist zwar richtig, aber die Forscher haben bewusst dieselbe Rattenart gewählt wie die Firma Monsanto bei ihren Tests. Und auch die vielfach monierten zu kleinen Testgruppen waren nicht kleiner als die von Monsanto. Wirklich  erschütternd ist doch, und das wird von den Kritikern nicht erwähnt, dass es eine solche Studie über die gesamte Lebensspanne bis jetzt nie gegeben hat (oder Monsanto und Syngenta halten sie unter dem Deckel).


Gentech löst das Hungerproblem nicht

Die Stiftung Biovision warnt seit langem vor der Verbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen auch wegen der unwägbaren Risiken für die Menschen und die Umwelt. Hinzu kommt das ökonomische Risiko für die Bauern wenn das Saatgut in rasantem Tempo von einer Handvoll Grossunternehmen monopolisiert und patentiert wird. Als Konsequenz muss das Gentech-Saatgut Jahr für Jahr neu bezahlt werden – zusammen mit dem unabdingbaren Kunstdünger und den notwendigen Pestiziden. Alles aus einer Hand.
Unter solchen Umständen wird es nicht möglich sein, den Hunger auf dieser Welt zu besiegen. Denn das wirkliche Problem lässt sich nicht der reinen Steigerung der Mengen-Produktion lösen. Tatsächlich produzieren wir heute weltweit rund 4‘000 Kalorien pro Kopf und Tag. Die Hälfte würde eigentlich ausreichen – und trotzdem leidet über eine Milliarde Menschen Hunger auf unserem Planeten. Der Weltagrarbericht hält unmissverständlich und wissenschaftlich erhärtet fest, dass die heute vorherrschende konventionelle Nahrungsproduktion nicht nachhaltig ist und ein Kurswechsel nicht eine Frage der Weltanschauung ist, sondern des Überlebens kommender Generationen.



PS: Ein Fachmann hat uns als Reaktion auf unsere Information Folgendes geschrieben (was wir allerdings noch nicht verifizieren konnten):
«Vor etwa 40 Jahren machten die Forscher Ähnelt und Hahn Versuche mit Stickstoff gedüngtem Futter einerseits und Kompost gedüngtem Futter anderseits, an vier Generationen von Ratten und Kaninchen.Bei den ersten zwei Generationen waren nur minime Veränderungen feststellbar. Ab der dritten Generation waren die Tiere deutlich unfruchtbarer und wiesen Behinderungen im Körperbau auf. Die vierte Generation war praktisch unfruchtbar, zum Teil blind.»

*) Séralini, G.-E., et al. Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize. Food Chem. Toxicol. (2012), http://dx.doi.org/10.1016/j.fct.2012.08.005