Spiel, Ernst und Wandlung

Ein Spiel ohne Gewinner, das einen ganzen Tag dauert und bei dem es «nur» um persönliches Wachstum geht – das kann nicht wirklich spannend sein. Das dachte ich am Morgen, als ich mit Claudia Böni Glatz und zwei weiteren Mitspielern vor dem «Spiel der Wandlung» sass und es losgehen konnte. Das «Game of Transformation» wurde in den 70er Jahren in der spirituellen Gemeinschaft von Findhorn (Schottland) als Instrument zur Förderung von Wandlungsprozessen entwickelt und verbreitete sich von dort in alle Welt. Seit 1992 ist es auch auf deutsch verfügbar.

Auf dem Brettspiel würfeln sich bis zu vier Teilnehmer durch einen Lebensweg, von der Geburt durch die physische, emotionale und mentale auf die spirituelle Ebene, müssen Rückschläge hinnehmen und machen dabei allerhand Erkenntnisse. Bewusstseinspunkte und gute Dienste bringen einen weiter auf die nächste Ebene. Engel kommen zu Hilfe, um das in einem Umschlag verborgene Unbewusste sichtbar zu machen, Schmerzpunkte aufzulösen oder sonstwie weiter zu kommen. Wer in Zufällen nicht ein Minimum an Sinn erkennen kann, braucht nicht zu spielen. Alle andern werden auf den elf verschiedenen Erfahrungsfeldern – u.a. anderem Geistesblitz, Rückschlag, Einsicht, Wunder, Blockade oder freier Wille – Bezüge zur Spielabsicht entdecken, die man zu Beginn schriftlich formuliert. Man kann sich etwa vornehmen, den Stress im Beruf abzubauen, die Partnerschaft zu erneuern oder seine innere Stimme besser zu hören. Jeder Spielzug wird deshalb, moderiert von der Spielleiterin, reflektiert und besprochen. Ich kann mir vorstellen, dass man diese Reflexion auch übertreiben und als Therapieersatz verstehen kann. Aber Claudia machte dies locker und konzentriert, die Offenheit unter den drei spielenden Männern wuchs von Runde zu Runde. Der Tag verging wie im Flug und als das Spiel wie geplant um vier Uhr beendet wurde, hätte ich gerne noch weitergemacht. Die spirituelle Ebene hatte ich nämlich noch nicht erreicht.

Das Transformation Game wird üblicherweise unter der Leitung eines ausgebildeten «Facilitators» gespielt. Das macht Sinn. Denn der Grat zwischen Spiel und Ernst ist wie im normalen Leben auch, recht schmal. Und wenn man auf die eine oder andere Seite kippt, findet keine Wandlung mehr statt, sondern Versteifung oder Unverbindlichkeit. Wer die Gratwanderung jedoch beherrscht,  erkennt, dass Spiel und Ernst ohne einander gar nicht existieren können.


 

Claudia Böni Glatz ist Psychomotorik-Therapeutin, Sing-, Tanz-, Ritualfrau und ausgebildete Leiterin für das «Spiel der Wandlung».. Die von ihr geleiteten Spiele finden in einem schönen Pavillon im Garten ihres Hauses mit Blick auf das Aaretal statt, eine stimmige Umgebung. Die Teilnahme kostet je nach Dauer Fr. 100.– bis 130.–. Weitere Informationen finden Sie auf www.claudiaboeniglatz.ch, oder bei einem der nächsten Infoabende am Montag, 16. Juli oder Donnerstag. 16. August jeweils 19.45 Uhr in Bellach/SO.


«Das Spiel der Wandlung» ist im Greuthof Verlag erschienen und für 69,80 Euro erhältlich. www.greuthof.de



Weitere Geschichten und Aufsätze zum Thema im Schwerpunktheft «Lebensreisen».
27. Juni 2012
von:

Über

Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

032 621 81 11