Hans Herren braucht den Welternährungspreis nicht mehr

Der Alternative Nobelpreis Preis war überfällig und ist doch zum besten Zeitpunkt gekommen: Kurz bevor der diesjährige Welternährungspreis Forschern von Monsanto und Syngenta zugesprochen wurde, erhielt Hans Herren den Right Livelihood Award – besser bekannt als alternativer Nobelpreis. Eigentlich hätte er ihn schon anfangs der 90er Jahre verdient. Dann nämlich zeigte sich der durchschlagende Erfolg seiner biologischen Schädlingsbekämpfung der Schmierlaus in Afrika, die aus Südamerika eingeschleppt wurde und bis zu 80 Prozent der Maniok-Ernte vernichtete. Auch massiver Einsatz von Pestiziden brachte kaum zählbare Resultate. Erst die Schlupfwespen von Hans Herren konnten die drohende Hungersnot abwenden. Nach Ansicht von Vandana Shiva, 1993 selber Preisträgerin, hat es nie ein Programm mit grösserer Wirkung auf die Nahrungsmittelsicherheit gegeben, das so schnell, so effizient und so sozial- und umweltverträglich gewesen sei.

Dafür erhielt Hans Herren 1995 den Welternährungspreis, über dessen Glaubwürdigkeit er sich angesichts der jüngsten Verleihung an Gentech-Wissenschaftler von Grosskonzernen ernsthaft Sorgen macht Mit dem Preisgeld gründete er 1998 die Stiftung Biovision, die den Radius seiner Arbeit inhaltlich erweiterte. Biovision bekämpft Armut und Hunger an den Wurzeln. Hans Herren ist überzeugt: «Wir dürfen die planetären Grenzen nicht weiter überschreiten. Dies ist nur möglich, indem wir in kleinbäuerliche Strukturen und Familienbetriebe mit nachhaltigen und effizienten ökologischen Anbaumethoden investieren und wegkommen vom Paradigma der industriellen Landwirtschaft, welche die globalen Ressourcen übernutzt und die Biodiversität zerstört.»
Trotzdem sich der heute 66-jährige Hans Herren auch für politische Veränderungen einsetzt, ist er  Ko-Präsident des Weltagrarrates und Präsident des Millenium-Institute in Washington geworden – und bescheiden geblieben. Er ist aktiv an der Ausarbeitung der neuen globalen Nachhaltigkeitsziele beteiligt, die nach 2015 die Millenniumsziele ablösen sollen. Es ist zu hoffen, dass ihm die späte Ehre des alternativen Nobelpreises hilft, zum Kurswechsel in der globalen Landwirtschaft beizutragen.
    

Weitere Informationen:

http://www.rightlivelihood.org/herren.html
http://www.biovision.ch/services/medien/

Hans Herren in den 80er Jahren mit einer gesunden und einer kranken Maniok-Pflanze:

Über

Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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