Insekten und elektromagnetische Felder: Macht Mobilfunk unseren Frühling stumm?

Die bisher umfangreichste Auswertung der Forschungslage zu Insekten und elektromagnetischen Feldern von Mobilfunk und Hochspannungsleitungen (BEEFI-Studie) zeigt: Die negativen Effekte sind eindeutig nachgewiesen.

Insekten schützen vor Mobilfunk
(Bild: insekten-schuetzen.info)

Negative Auswirkungen sind u.a.: gestörtes Orientierungsvermögen, verminderte Fortpflanzungsfähigkeit, geschwächtes Immunsystem. Neue Feldstudien z.B. der Universität Hohenheim bestätigen diese Ergebnisse. Siehe auchFaktenblatt «Sind elektromagnetische Felder wie Mobilfunk für Insekten schädlich?» auf insekten-schuetzen.info als PDF)

diagnose:funk fordert den Erhalt und den Ausbau von funkfreien Schutzzonen für Insekten. Das bedeutet:

  • Beschränkung der Mobilfunkstrahlung auf max. 100 µW/m². Dies leitet sich aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der BEEFI-Studie (Biological Effects of Elektromagnetic Fields on Insects) und aus der Festsetzung von Grenzwerten ab. Empfang ist außen und meistens innen weiterhin möglich.
  • In Naturschutzgebieten dürfen keine Mobilfunksendemasten neu gebaut oder weiter betrieben werden.
  • Die Wechselwirkungen zwischen elektromagnetischen Feldern und anderen Umweltschadstoffen müssen untersucht werden.
  • Weitere Feldstudien müssen finanziert und durchgeführt werden: Wie werden Insektenpopulationen bereits durch die derzeitige Infrastruktur (Mobilfunk, Hochspannung) beeinflusst?

Die Insekten sind unsere Freunde! Daher müssen wir die Erkenntnisse aus der BEEFI-Studie ernst nehmen und diese schönen und nützlichen Wesen schützen,

sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk.

Die peer-reviewte BEEFI-Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Reviews on Environmental Health“ beim Verlag de Gruyter veröffentlicht. Die Autoren erstellten die Studie in dreijähriger Arbeit im Auftrag von diagnose:funk. Es handelt sich um einen systematischen Review nach PRISMA-Kriterien sowie um eine Meta-Analyse. Für die Studie wurden 119 ebenfalls peer-reviewte wissenschaftliche Einzelstudien aus dem Themenbereich Insekten und Elektromagnetische Felder ausgewertet. Die Ergebnisse von 51 Studien konnten aufgrund der guten Datenqualität sogar für eine Meta-Analyse (= Neuberechnung) verwendet werden.

Warum diese Studie?

Schon im Jahr 1999 wurden auf dem Symposium „Effects of electromagnetic fields on the living environment“ der WHO, der International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP) und des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) Studien zu Auswirkungen auf Tiere und Insekten angemahnt:
Zu den spezifischen Themen, die behandelt werden müssen, gehören

  • EMF-Exposition von Tieren, Pflanzen und Meeresorganismen
  • Orientierungs- und Migrationswirkungen auf Vögel und Meeresorganismen,
  • Verhaltensänderungen bei Insekten

Doch diese Forderung der WHO, der ICNIRP und des BfS blieb ohne Konsequenzen. Die Forschungslage, die es bis dahin zu Wirkungen des geomagnetischen Feldes, von Radar und weiteren elektromagnetischen Feldern verschiedener Frequenzen auf Tiere gab, wurde nicht systematisch ausgewertet. Eigene Forschungsprojekte wurden nicht in Auftrag gegeben.

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) mahnte am 13.7.2023 nochmals Studien an:

Der Ausschuss fordert eine EU-Studie, die genaue Daten über die Auswirkungen der von Telekommunikationsantennen ausgehenden elektromagnetischen Strahlung auf wildlebende Bestäuber in ihren natürlichen Lebensräumen und über die notwendigen politischen Maßnahmen zur Gewährleistung eines wirksamen Bestäuberschutzes liefern soll.

(Amtsblatt der EU, Ausgabe C 349 vom 29.9.2023, Seite 174, Kapitel 1.8, https://kurzelinks.de/j8xh).

Diagnose-Funk e.V. beauftragte im Jahr 2021 die Autoren mit der Erstellung des nun vorliegenden systematischen Reviews inkl. Meta-Analyse. Mit der BEEFI-Studie liegt erstmals eine Studie zu EMF und Insekten vor, die die Forderung der WHO, der ICNIRP, des BfS und des EWSA nach einer quantitativen und qualitativen Bewertung der Forschungslage erfüllt.


Die BEEFI-Studie: Thill A, Cammaerts M-C, Balmori A (2023): Biological Effects of Electromagnetic Fields on Insects: a Systematic Review and Metaanalysis, Reviews on Environmental Health
Englische Originalfassung: www.doi.org/10.1515/reveh-2023-0072
Deutsche Übersetzung: https://insekten-schuetzen.info/beefi-studie/#studie

Video dazu: Ist Mobilfunk eine Gefahr für Insekten?

Videobild


Organisationen in der Schweiz, die sich für den Schutz vor elektromagnetischeer Strahlung einsetzen:


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