Menschenstrom: die wundersame Vermehrung des friedlichen Protests

Im Januar erhielten wir eine Einladung zu einem Treffen einer Handvoll freier, aber gut vernetzter Aktivistinnen und Aktivisten.
«Der Widerstand gegen den Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz existiert – wir möchten ihn ausbauen. Mit einem Projekt, das mit ganz wenigen Leuten starten und langfristig funktionieren kann – aber bei Bedarf auch das Potential einer Massenbewegung hat», stand darin zu lesen. Unterschrieben war es von Michael Tanner, Renate Zaner und Ueli Wildberger.

Am gestrigen Pfingstmontag nun bewegte sich ein «Menschenstrom gegen Atom» von gegen 5000 Frauen, Männern und Kindern in einem Demonstrations-Spaziergang von Aarau über Gösgen nach Olten. Zwischen der Idee und dem Menschenstrom lagen vier Monate intensiver Organisations- und Vernetzungsarbeit. Zum Schluss wurde der ausgezeichnet organisierte und durchwegs friedliche Anlass von rund 80 Organisationen unterstützt und zum Teil auch ein bisschen vereinnahmt. Die Medien zitierten vor allem die Politiker mit den klingenden Namen, die Initianten blieben diskret im Hintergrund.

Der Menschenstrom war wohl in erster Linie ein Familientreffen der Protestbewegung gegen die Atomenergie. Man traf sich, tauschte sich aus und spürte: Das kreative Potenzial ist da, der geldmächtigen Atomlobby die Stirn zu bieten und sie tatsächlich in die Schranken zu weisen. Es hätte dem Charakter dieses Treffens durchaus entsprochen, wenn der Weg anstatt durch die öden Oltner Vororte immer der Aare entlang geführt hätte. Für die eigentliche Demo hätte Olten genügt. Zudem bin ich der Ansicht, dass die Lebensfreude an einer solchen Kundgebung mindestens so wichtig ist wie die reine Machtdemonstration. Die hat ihre Zeit, wenn es wirklich draufankommt. Zudem sollte man die Muskeln erst zeigen, wenn man sie braucht.

Eine spezielle Bemerkung verdient die Ansprache des Rappers Simon Chen, der dafür plädierte, die Energieproduktion ein für allemal zu outsourcen, und zwar so weit weg als möglich, konkret: zur Millionen von Kilometern entfernten Sonne. Ein weiterer Vorschlag, der nicht nur witzig klingt, sondern durchaus ernst genommen werden kann: die Aufprallenergie der fallenden Aktienkurse nutzen. Wer erkennt, dass es mit dem Papiergeld abwärts geht, ist eher bereit, echte Werte zu schaffen, zum Beispiel in Form von Solaranlagen.
 
Am Menschenstrom erlebte übrigens unser Geschäftsfahrrad seine Jungfernfahrt. Es transportierte die Hefte, die reissenden Absatz fanden und gelegentlich kleine und grosse Fahrgäste. Erhältlich ist das Nihola bei www.nihola.ch

Was mir den grössten Eindruck hinterliess: Was ein paar wenige Menschen in Bewegung bringen können, wenn sie sich wirklich dazu entschliessen. Darum zweifle ich auch nicht, dass das Defizit von knapp 10’000 Franken lange bestehen bleibt. Für alle, die den Menschenstrom noch mit ein bisschen Geldstrom anreichern möchten, hier die Kontonummer des Vereins «MenschenStrom gegen Atom» bei der alternativen Bank Schweiz (IBAN): CH37 0839 0030 8544 1000 4


Bei ihnen begann der Menschenstrom: Renate Zauner und Michael Tanner.  

Übersicht über weitere Berichte zum Menschenstrom:
http://news.google.ch/news/search?aq=f&pz=1&cf=all&ned=de_ch&hl=de&q=Menschenstrom