Starke Worte eines erfahrenen Arztes und Wissenschaftlers

Noch kaum ein Arzt hat sich so deutlich und umfassend zur Corona-Krise geäussert wie Prof. H. Matthes, ärztlicher Leiter des Berliner Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe in seinem «Lagebericht zu Covid-19».

Prof. H. Matthes, ärztlicher Leiter des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe, eines der wichtigsten Aufnahmekliniken für Corona-Kranke in Berlin, geht in seinem «Lagebericht zu Covid-19: Die Ruhe vor dem Sturm: Wer oder was lässt uns derzeit handeln?» mit der Krisenpolitik der Bundesregierung hart ins Gericht.

Die Regierung bediene sich keiner ausgewogenen Datengrundlage, verlasse sich auf ein paar wenige Experten, verschlimmere durch ihre Politik die Situation und verhalte sich nicht gesetzeskonform. So deutliche Worte hat man von einem Arzt seit vermutlich 75 Jahren nicht mehr gehört.

In seinem Bericht vom 22. März 2020 schreibt er unter anderem:

Phänomenologisch darf vorweg gestellt werden, dass große Naturkatastrophen meist in ihrer Reaktion zu einer Solidarisierung und Stärkung eines Zusammenhaltes auch supranational führen, hingegen Pandemien die Isolation, Entsolidarisierung und Angst bestärken.

Die Tatsache [ist zweifelsfrei], dass dieser neue Corona-Typ nicht zurück ins Tierreich geht, sondern durch Immunität beim Menschen in die Mikrobiota des Menschen integriert werden muss. Oberstes Ziel ist daher eine ausreichende Herdenimmunität in der Bevölkerung zu erreichen, um diese neue Infektion mit erhöhter Letalität zu überwinden.

Aufgrund der hohen Dunkelziffer an Covid-19 Infektionen in den verschiedenen Ländern, da nur symptomatische Personen getestet werden, können genaue Letalitätszahlen derzeit immer noch nicht angegeben werden. … Da 50-80% der (jüngeren) Bevölkerung die Infektion asymptomatisch oder mit nur geringer Symptomatik durchzumachen scheint, wird derzeit nur die Spitze des Eisbergs (symptomatische Patient*innen ca. 15-20%) erfasst. Letalitätsangaben aus den verschiedenen Ländern schwanken von 0,6 (Korea) bis 6 % (Italien/Iran) und sind auch vom jeweiligen Gesundheitssystem abhängig.
Auch muss das Konzept der verzögerten Ausbreitung für Italien als fraglich bis gescheitert angesehen werden

Ein gänzlich anderes Vorgehen wäre die einer Risikostratifizierung, die nach den Erfahrungen aus Asien für Deutschland gut möglich gewesen wären. Sehr früh zeigte sich bei der SARS-CoV-2/Covid-19 Infektion ein deutlich unterschiedlicher klinischer Verlauf zwischen jungen, gesunden und älteren sowie multimorbiden Menschen. So kommt es in der jungen und gesunden Bevölkerung kaum zu fatalen Krankheitsverläufen und Todesfällen, steigt aber bis auf 15 – 50 % Letalität bei älteren bis hochbetagten und multimorbiden Personen an. Eine Risikostratifizierung hätte diese klinische Diskrepanz und Letalität als Grundlage gesetzt. 20 % der Bevölkerung gehören zu dieser Risikogruppe (ca. 16,5 Mill.) und somit 80 % zu der Nicht-Risikogruppe. Eine strenge Trennung dieser beiden Bevölkerungskohorten mit unterschiedlichem Verhalten gegenüber der Covid-19 Infektion hätte bei rascher Ausbreitung der Infektion in der Nicht-Risiko-Population rasch zu einer Immunität und damit zu einer Herdenimmunität geführt.

Vorteil dieses Vorgehens ist die Reduktion der Schutzmaßnahmen auf 20 % und nicht auf 100% der Bevölkerung. Das soziale und vor allem wirtschaftliche Leben hätte hochwahrscheinlich weniger gelitten als bei einer normalen Influenzaepidemie eines jeden Winters. Ferner wäre die Akzeptanz der Isolation durch das Risikoklientel hoch, da der Eigenschutz intrinsisch motiviert wäre, anders als es derzeit durch große Teile der jungen Nicht-Risiko-Population geschieht.

Virologen wurden zu Medienstars und Beratern der Politik, die nun den Krieg gegen Corona ausruft.

Ein wissenschaftlich fundierter Diskurs aller relevanten Medizingesellschaften mittel z. B. ad Hoc Kommission hat nicht stattgefunden. Stattdessen wurden Virologen zu Medienstars und Beratern der Politik, die nun den Krieg gegen Corona (Präsident Macron) oder drakonische Maßnahmen auch für Demokratien ausrufen. Ein pathogenetisches Konzept wird radikal durch Virologen bis in die Politik getragen. Immunologisch sind sich jedoch weite Teile der medizinischen Fachgesellschaften einig, bedarf es einer Herdenimmunisierung durch Infektion oder Impfung, um der Pandemie Einhalt zu gebieten. Eine Risikostratifizierung hätte für die Nicht-Risiko-Population eine rasche Immunisierung anstreben müssen, um auch langfristig der Risikopopulation Sicherheit zu geben.

Wenn auf einen ‚rechtzeitigen‘ Impfstoff gehofft wird, der nicht vor 2021 erwartet wird, stellt sich die Frage, ob die derzeitige Verzögerungstaktik einer Ausbreitung der Covid-19 Infektion durchzuhalten ist oder die rasche Immunisierung durch ‚natürliche‘ Infektion in einer großen gesunden Kohorte erfolgversprechender gewesen wäre. Letzterer Weg hätte Mut und Vertrauen auf eigene immunologische Fähigkeiten benötigt, statt Angst und regressives Verhalten an den Tag zu legen. Ob die Akzeptanz der Nicht-Risiko-Population für ein solches Vorgehen bestanden hätte, wäre von der Aufklärung bzw. Informationsverbreitung der Medien hochwahrscheinlich abhängig gewesen. Die durch die Medien aufgebaute Sensationslust und Angst sowie ständige Forderungen nach verschärften Maßnahmen (an die Politik) ohne Diskussion jedweder Sinnhaftigkeit (gerade auch in den öffentlich-rechtlichen Medien) hat große Teile auch der Nicht-Risiko-Population stark verunsichert und angstgetrieben zu irrationalen Handlungen verleitet (Hamsterkäufe; vermehrte Krankmeldungen auch im Gesundheitssystem etc.).

Als ausführende Behörde gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) ist das Gesundheitsamt und somit die Amtsärztin/der Amtsarzt des kommunalen Kreises. Keineswegs stellt die Landesregierung diese Behörde gemäß IfSG dar. Auch das Robert Koch Institut (RKI) als Bundesoberbehörde und Leitinstitut für Infektionsschutz hat lediglich beratende Funktion für die Politik, keinesfalls stellt es die Behörde gemäß IfSG §28 dar.

Ausgangspunkt der weltpolitischen Handlungen war der große Konsens für die drakonischen Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Eindämmung der Covid-19 Infektion durch die WHO. Konnte Anfangs durch Unkenntnis des Gefährdungspotentials des neuen Coronavirustyps SARS-CoV-2/ Covid-19 als Zoonose für den Menschen noch ein drastischen Vorgehen als gerechtfertigt angesehen werden, so konnte spätestens 6-8 Wochen nach den chinesischen und asiatischen Covid-19-Erfahrungen ein zunehmend rationales und risikoadaptiertes Vorgehen erwartet werden.

Getrieben durch die Medien erleben wird eine Eskalationsstufe nach der anderen und stehen nunmehr vor der Einschränkung demokratisch verbriefter Grundrechte, ohne den demokratischen Gesellschaftsprozess eines diskursiven Dialoges auch nur annähernd zu führen. Selbst öffentlich-rechtliche Medienanstalten haben den Quotengewinn durch Sensationsberichterstattung mit einer Sondersendung nach der anderen für sich entdeckt und die durch die Medien angestachelte Politik versucht ihre Handlungshoheit durch Aufwärtsspiralen vom Süden zum Norden im Verordnungspoker drakonischer Maßnahmen zu behalten. Herr Söder propagiert nunmehr auch die Haltung, dass die Menschen auch vor sich selber geschützt werden müssen. Wer schützt uns derzeit vor der Politik ? Wie stark ist unsere Verfassung?

In Krisenzeiten darf Angst niemals zum Berater unserer Handlungsoptionen werden.

Bei der derzeitigen Angststarre großer Teile der Bevölkerung, inklusive der Ärzteschaft und Politik erhält das vermeintliche starke Auftreten dieser Politiker Beifall und Unterstützung. Abweichende Meinungen gelten bereits als unsolidarisch und unverantwortlich und dem Denunziantentum sind Tor und Tür geöffnet worden.
In Krisenzeiten darf Angst niemals zum Berater unserer Handlungsoptionen werden. Die aufkommende Angst vor den Konsequenzen der kommenden Pandemie verdeckt die bereits eingetretenen Versäumnisse einer besonnenen Ärzt*Innenschaft und Politik. Der Kraft der singulären angstgetriebenen Entscheidungen sollte durch transparente, konsensgetragene, wissenschaftliche und damit rationale, wie aber auch differenzierende und situativ angepasste Maßnahmen gekennzeichnet sein.

 

02. April 2020
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Kommentare

Sie sprechen mir aus dem…

von modeso
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich bin zwar nur eine einfache Hausfrau, aber ich bin entsetzt über diese Panikmache durch die Medien und die dadurch entstandenen Handlungen der Regierungen. Wo soll das noch hinführen? Ich wünschte mir, es gäbe mehr Menschen wie Sie, die Einfluss auf Politiker nehmen könnten. 

Ich werde Strafanzeige gegen alle Beteiligten stellen

von Roy Daniel Schäfer
Und zwar nicht bei der Polizei sondern direkt bei den Gerichten.Ich werde diese Anzeige als offenen Brief kennzeichnen. Und auch an die Politik, die Landtage und den deutschen Bundestag senden. Auch den verschiedenen Medien werde ich es zukommen lassen. Ich hatte übrigens schon Covid 19 und es war vergleichsweise harmlos. Obwohl ich als 60 jähriger Raucher, der Gerne mal ziemlich viel Wein trinkt gleich in 3 Risikogruppen bin. Allerdings Esse ich Täglich und fast ausschließlich, immunstärkende Lebensmittel, wie Ingwer, Kurkuma,Chili, Senf,und und und und und  ich bedanke mich für das Statement lag lG Roy