Wissenschaftliches Neuland – warum Farbtherapie wirkt

Die Farbtherapie ist uralt, aber erst seit kurzem ahnt man, warum sie wirkt. Die alten Ägypter bauten eigentliche Farbtempel mit Räumen in unterschiedlichen Farben, in die die Kranken zur Heilung gebracht wurden. In China bestrich man Darmkranke mit gelber Farbe und Epileptiker setzte man auf violette Teppiche, eine Farbe, die die Aktivität der Zellen reduziert. Die Äbtissin und Heilerin Hildegard von Bingen ihrerseits beschrieb detailliert den Einfluss von Farben auf den Organismus. Die Heilwirkung von Farben hat also eine Jahrtausende alte Tradition.
In die moderne Medizin gelangte die Farbtherapie durch den amerikanischen Arzt Edwin Dwight Babbit und sein 1878 veröffentlichtes Werk «The Principles of Light and Color», das aber von der Fachwelt nur belächelt wurde. Mehr Anerkennung erhielt der dänische Arzt Niels Finsen, der für seine Lichttherapie der Hauttuberkulose (lupus vulgaris) 1903 sogar den Medizin-Nobelpreis erhielt.

Erstmals systematisiert wurde die Farbtherapie von dem aus Indien in die USA eingewanderten Dinshah Ghadiali (1873–1966), dessen medizinische Ausbildung aber nicht anerkannt und der als Vegetarier und Vizepräsident der «National Association of Drugless Practitioners» heftig bekämpft wurde. Er wurde mehrmals angeklagt, seine Bücher sogar verbrannt, die Geräte zerstört – aber seine Chromo-Therapie lebt weiter bis zu heutigen Tag. Sogar die NASA setzt infrarot-nahes Licht zur schnelleren Heilung von Wunden ein. Ghadiali erkannte, dass bei akutem Krankheitsgeschehen die Rotstrahlung überwiegt und bei chronischen Prozessen die Violettanteile stärker hervortreten. Grün ist die gesunde Mitte, in der sich die anregenden und die regenerativen Vorgänge in einem Gleichgewicht befinden. Je nach Zustand behandelte Ghadiali seine Patienten mit «infragrünen» Farben (rot, orange gelb) und «ultragrünen» (türkis, blau, viollett).


Den Wirkungsgrund für die Farbtherapie beginnt die Wissenschaft erst zu begreifen, seit der deutsche Physiker Fritz-Albert Popp (*1938) 1975 nachweisen konnte, dass alle lebenden Zellen schwach leuchten, und zwar in Wellenlängen von 200 bis 800 Nanometern, also ungefähr dem für Menschen sichtbaren und daher evolutionär relevanten Bereich. Die so genannten Biophotonen (Lichtquanten) strahlen ein geordnetes Licht ab, das sich ähnlich wie Laser zur Signalübertragung eignet. Nach Ansicht von Fritz-Albert Popp ist dieses Licht denn auch für die Kommunikation unter den Zellen verantwortlich. Für ihn sind Menschen geradezu «Lichtsäuger».
Obwohl Popps Beobachtungen mittlerweile von zahlreichen Kollegen bestätigt wurden, verlor er seine Professur an der Universität Marburg und wurde schikaniert, ähnlich wie vor ihm Wilhelm Reich, der mit dem «Orgon» ebenfalls eine grundlegende biologische Energie entdeckte. Popp muss seit Jahrzehnten in einem privat finanzierten Labor forschen.
Wie der Heidelberger Arzt und Lichtbiologe Alexander Wunsch schreibt, ist die DNS nicht nur ein riesiger Informationsspeicher, sondern auch «der wichtigste Lichtfrequenzgenerator» einer Zelle. Je nachdem, welche Aufgaben ein Organ in einem Organismus habe, zeige es «im gesunden Normalzustand eine entsprechend typische Farbtemperatur». Licht als Wellenerscheinung lässt sich natürlich von anderen Wellen beeinflussen, anregen, dämpfen oder harmonisieren. Das ist die Basis der Farbtherapie.


Leider ist sie wissenschaftlich noch wenig erforscht und kaum systematisiert. Die Therapeuten sind in der Regel auch nicht schulmedizinisch ausgebildet. Die Farbtherapie deswegen als Hokuspokus zu bezeichnen ist natürlich abwegig. Es besteht einfach eine gewisse Gefahr, dass nicht-ärztliche Praktiker Zustände übersehen, die man besser mit traditionellen, d.h. schulmedizinischen Methoden behandeln würde.    Christoph Pfluger
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