Wo chiemte mer hi …

Dieses Jahr wäre der Berner Pfarrer, Schriftsteller und Aktivist Kurt Marti 100 Jahre alt geworden. Das Museum Strauhof widmet seinem literarischen Schaffen eine Ausstellung, die Vernissage findet heute Donnerstag statt.

Kurt Marti mit seiner Frau Hanni 1977 / © Kurt Marti Stiftung

Der 2017 verstorbene Kurt Marti verband nicht nur Lyrik und theologische Reflexion, sondern engagierte sich auch gesellschaftspolitisch. Unter anderem war er Mitbegründer der Organisation «Erklärung von Bern» (heute «Public Eye»), die sich für globale soziale Gerechtigkeit einsetzt.

Als Schriftsteller machte er vor allem durch seine Mundart-Gedichte von sich reden. Seine Poesie «ir Bärner Umgangschprach» gilt als Erneuerung der Mundartliteratur. Marti wurde im Laufe der Jahre mit diversen Preisen wie dem Literaturpreis des Kantons Bern, dem Kurt-Tucholsky-Preis und dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet. Ausserdem erhielt er 1977 die Ehrendoktorwürde der Universität Bern.

Marti war überzeugt, dass die Suche nach einem zeitgemässen sprachlichen Ausdruck für Glaubensfragen nicht ohne Sprachwitz gelingen kann – und dass Gedichte und Predigten vieles gemeinsam haben. Das klingt dann etwa so: wo chiemte mer hi, wenn alli seite, wo chiemte mer hi, und niemer giengti für einisch z’luege, wohi das me chiem, we me gieng.

Entsprechend wählt die Ausstellung im Zürcher Stauhof als Ausgangspunkt auch Martis «Wortwarenladen», eine von ihm angelegte Sammlung poetischer Wörter, die er seinen Lektüren entnahm. Ergänzt werden diese Fundstücke durch seine eigene Wortkreationen wie «Automobilmachung», «Ichberg» oder «kirchenförmig».

Im zweiten Teil der Ausstellung wird Martis Schaffen als Dichter gewürdigt: In drei Räumen folgt die Ausstellung den Themen Engagement, Erotik und Endlichkeit. Dabei wird die Verbindung von Glaube, gesellschaftlichem Engagement und Sprache genauso spürbar wie die Erinnerung an Kurt Marti als engagierten, aufgeklärten Zeitgenossen.

Kurt Marti – Eros. Engagement. Endlichkeit. Ausstellung im Strauhof, Augustinergasse 9, 8001 Zürich. Vernissage: 26. August 2021, 15 Uhr mit Kurzansprachen der Kuratoren.

Mehr Infos: www.strauhof.ch